Steirer zweifelten

Minister: 20 Millionen für Lawinenschutz sind fix

Steiermark
18.04.2019 07:00

20 Millionen für den Lawinenschutz hat die schwarz-blaue Bundesregierung den Steirern versprochen. Ob diese Summe tatsächlich hält, darüber gibt es, wie berichtet, einen delikaten Disput zwischen SPÖ und ÖVP. Während der Streit gestern weitertobte, fragten wir den Experten, welche Maßnahmen am dringendsten sind.

Zur Wiederholung: Im Jänner besorgte sich Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer in Wien eine Zusage über 20 Millionen für den Lawinenschutz. Drei Monate später war in einem Brief von Finanzminister Hartwig Löger die Rede von 45 Millionen – aufgeteilt auf ganz Österreich. Womit das steirische Förder-Kuchenstück weit unter 20 Millionen läge, wie der rote Nationalratsabgeordnete Mario Lindner mutmaßte.

Hick-Hack zwischen Rot und Schwarz
Unserem gestrigen Bericht folgte das erwartbare Hick-Hack: Der VP-Abgeordnete Andreas Kühberger warf SP-Lindner „Polemik“ und sogar „Falschmeldungen“ vor. Lindner entgegnete, es läge an der ÖVP-Führung, Zweifel an der 20-Millionen-Hilfe zu beseitigen.

Das erfolgte prompt. Finanzminister Löger (ÖVP) zur „Krone“: „Die 20 Millionen Euro standen nie zur Diskussion.“ Und das Büro Schützenhöfer bekräftigte: „Wenn der Landeshauptmann mit dem Kanzler etwas ausmacht, gilt das.“

VP-Landesrat Hans Seitinger wiederum lobte Schützenhöfers „rasche Reaktion“ im Jänner – und betonte: „All unsere Pläne sind auf die 20 Millionen ausgerichtet.“ In der Frage konkreter Projekte verwies Seitinger auf die Experten der Wildbach- und Lawinenverbauung (WLV), die derzeit angesichts der 1415 Lawinenstriche im Land eine Prioritätenliste erstellen.

Vorerst sechs Bundes-Millionen für WLV
Sie planen vorerst mit sechs Millionen Euro vom Bund (aus dem 45-Millionen-Topf), die von Land und Gemeinden auf elf „Mille“ aufgestockt werden sollen. Zahlt Wien weitere 14 Millionen (auf die versprochenen 20) nach, wächst der Handlungsspielraum.

Mauern bauen reicht nicht: Ganzheitliches Konzept
WLV-Leiter Max Pöllinger und sein Team entwickeln in Zusammenarbeit mit den Landesräten Hans Seitinger (Landwirtschaft, Wasserwirtschaft), Anton Lang (Umwelt, Verkehr) sowie dem für Katastrophenschutz zuständigen LH-Vize Michael Schickhofer ein ganzes Paket an Maßnahmen:

„Wir arbeiten an einem umfassenden Konzept. Dazu gehören etwa mehr Wetterstationen am Berg, um die Lawinengefahr auch bei schlechter Sicht einschätzen zu können. Einige Gemeinden, die heuer im Winter eingeschlossen waren, könnten im Sommer vorsorgen, indem sie auf der sicheren Talseite Notwege für die Versorgung anlegen bzw. ausbauen.“

Eine weitere Maßnahme sei es, Häuser in gelben Zonen mit besonders Widerstandsfähigen Lawinenschutzfenstern auszustatten. „Damit die Leute daheim sicher sind“, erklärt Pöllinger. Grundsätzlich, so der Experte, hätten flächenwirtschaftliche Projekte wie etwa das Aufforsten von Schutzwald Priorität vor neuen Verbauungen. Teilweise seien Schutzbauten nur so lange nötig, bis der Wald stark genug sei, um Siedlungen oder Straßen zu schützen.

Die wichtigsten Baustellen
Der „Steirerkrone“ nannte Max Pöllinger eine Auswahl der dringendsten Projekte:
> Nach dem glimpflich verlaufenen Abgang vom 15. Jänner wird die Eiskahrlawine in Ramsau im Abbruchbereich, auf halber Strecke oder im Tal entschärft.
> Am Loser wird oberhalb von Altaussee der Schutzwald verdichtet, weiter oben sind Stützdämme geplant.
> Die Planneralm-Straße soll mit Sprengmasten, Lawinengalerien oder Stützbauten gesichert werden.
> In Hohentauern sind neue Ablenk-Dämme über Siedlungen ein Thema.
> In Johnsbach und Gstatterboden werden mehrere Lawinenstriche gesichert.
> Sowohl am Präbichl als auch bei Eisenerz werden die Schutzbauten erweitert.

Matthias Wagner
Matthias Wagner
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