50 Jahre nachdem Bonnie Tyler das erste Mal live gesungen hat, veröffentlicht sie dieser Tage ihr neues Studioalbum „Between The Earth And Stars“ und kommt im Zuge ihrer Europa-Tour auch zweimal nach Österreich. Die 67-Jährige denkt noch lange nicht an die Pension und umgibt sich gleichermaßen mit etablierten Rock-Legenden und jungen Songwritern.
50 Jahre im Geschäft und noch immer aufgeregt wie am ersten Tag. Wenn die weltbekannte Rocksängerin Bonnie Tyler dieser Tage mit „Between The Earth And Stars“ ihr erstes Studioalbum seit sechs Jahren veröffentlicht, fühlt sich das für sie wie eine Frischzellenkur an. „Francis Rossi von Status Quo schrieb mir den Song ,Someone’s Rockin‘ Your Heart‘ auf den Leib, mit Cliff Richard durfte ich ,Taking Control‘ singen und Chris Norman überließ mir ,Battle Of The Sexes‘.“ Diesen Song wollte Tyler unbedingt mit ihrem männlichen Alter Ego Rod Stewart interpretieren. „Ich habe unserem gemeinsamen Freund Ricky Simpson eine Mail geschickt und wenige Tage später schrieb mir Rod persönlich zurück und meinte, er freue sich, den Song mit mir gemeinsam zu singen.“ Wenn man der heute 67-Jährigen zuhört, wird man sofort erfasst von dieser juvenilen Energie, wie sie nur Künstler auszustrahlen imstande sind.
Disziplinlos
Mit dem Feature von Rod Stewart schließt sich zumindest für die Öffentlichkeit ein Kreis. Zeit ihres Lebens wurde die Waliserin als weibliches Pendant zu Stewart betrachtet, was vor allem an ihrer kratzig-rauen Stimme lag. Dabei wissen nicht alle, dass Bonnie Tylers Timbre nicht immer so eindringlich durch die Gehörgänge sägte. Ihr erster großer internationaler Hit „Lost In France“ klang 1976 noch vergleichsweise handzahm, doch wenig später unterzog sie sich einer Stimmoperation, um Knötchen auf ihren Stimmlippen zu entfernen. Anstatt wie vom Arzt vorgesehen nicht zu reden, quasselte Tyler aber durch und konnte ihre Stimme somit niemals voll regenerieren. Die Karriere im Musikgeschäft schien früh zu Ende zu sein, doch mit dem noch heute weitestgehend bekannten Gassenhauer „It’s A Heartache“ strafte sie alle Kritiker Lügen und avancierte gemeinsam mit Suzi Quatro zur Speerspitze der einst eher verächtlich titulierten „Rockröhren“.
Die 80er-Jahre wurden nicht zuletzt durch die zwei Top-Hits „Total Eclipse Of The Heart“ und „Holding Out For A Hero“ zu Tylers größter Karrierephase und mit dem Album „Faster Than The Speed Of Night“ eroberte sie 1983 gleichermaßen den europäischen wie auch amerikanischen Markt. Frei nach dem deutschen TV-Moderator Peter Illmann setzte sich zunehmend die Doktrin „keine ist geiler als die Tyler“ durch. Ganz so gut lief es dann Anfang der 90er-Jahre nicht mehr, da musste schon der deutsche Hitfabrikant Dieter Bohlen unter dem Pseudonym Howard Houston aushelfen, um ihr drei durchwegs erfolgreiche Alben auf den Leib zu schreiben. Seitdem tritt Tyler vorwiegend mit den großen Hits vergangener Tage auf und verwaltet ihr respektables musikalisches Erbe mit der einen oder anderen Tour, die sie vornehmlich durch Europa führt. Ein eher missglückter Song-Contest-Auftritt für England 2013 (Platz 19) tat ihrer allgemeinen Popularität keinen Abbruch.
Kreis geschlossen
Während sich andere Sängerinnen im Showgeschäft missverstanden fühlen, ist Bonnie Tyler mit sich und ihrer Karriere im Reinen. Sie betont sogar bewusst, dass sie will, dass ihre alten Fans die großen Hits von früher schätzen sollten, „ansonsten braucht ihr gar nicht zu kommen“. „Between The Earth And The Stars“ ist ein mehr als würdiges Alterswerk, auf dem Tyler zwar keine revolutionären neuen Ideen zündet, sich aber stilsicher durch ihr eigenes Habitat bewegt und auch keine Scheu vor moderneren Einflüssen zeigt. So ist sie nicht nur mit eingangs erwähnten Rock-Oldies zu hören, sondern arbeitete für ein paar Songs mit Songwriterin Amy Wadge zusammen, die mit Ed Sheeran den Mega-Hit „Thinking Out Loud“ schrieb. Den Kreis geschlossen hat Kevin Dunne, der Bassist ihrer 70er-Jahre-Band, der sie mit Produzent David Mackay verknüpfte, der schon die beiden ersten Tyler-Alben produzierte.
Auf dem aktuellen Album verknüpft sie klassische Rocksongs mit sanften Balladen und temporären Ausflügen in den Country-Bereich. Auch wenn die Single „Hold On“ nicht den Hitfaktor und die Qualität ihrer Hochzeit widerspiegelt, beweist sie vor allem stimmlich immer noch ein sehr respektables Volumen. Einen essenziellen Teil für die private als auch berufliche Zufriedenheit Tylers spielt gewiss ihr Mann Robert Sullivan, mit dem sie seit mittlerweile knapp 46 Jahren verheiratet ist und somit jedwedes Rockstar-Klischee ad absurdum führt. „Wir teilen einfach alles. Meine Karriere ist sehr prägend für uns beide und sie hat meinen Mann und mich an schöne und unerwartete Orte geführt“. Sullivan weicht Bonnie Tyler auch bei den anstehenden Shows in Österreich nicht von der Seite. Am 25. Mai spielt sie in der Wiener Stadthalle F, tags darauf in der Grazer Helmut-List-Halle. Alle weiteren Infos und Karten erhalten sie unter www.ticketkrone.at.
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