Nach Promille-Fahrt

Alko-Bischöfin tritt von allen Ämtern zurück

Ausland
24.02.2010 22:21
Nach ihrer Trunkenheitsfahrt tritt Kirchenchefin Margot Käßmann von ihren Ämtern als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Bischöfin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover zurück. Das bestätigte die 51-Jährige am Mittwochnachmittag vor Journalisten in Hannover. Sie könne "nicht mit der notwendigen Autorität im Amt bleiben", begründete Käßmann ihren Schritt.

Sie bleibe jedoch Pastorin der hannoverschen Landeskirche, sagte Käßmann. Die Geistliche war am Samstagabend mit 1,54 Promille Alkohol im Blut am Steuer ihres Dienstwagens gestoppt worden. Zuvor hatte sie im Zentrum von Hannover eine rote Ampel missachtet. Ab einem Wert von 1,1 Promille liegt in Deutschland absolute Fahruntüchtigkeit und somit eine Straftat vor. Käßmanns Führerschein wurde eingezogen, ein Strafverfahren eingeleitet.

"Es tut mir Leid, dass ich viele enttäusche, die mich gebeten haben, im Amt zu bleiben", sagte Käßmann. Der Rat der Evangelische Kirche Deutschland hatte seiner Vorsitzenden zuvor in einer nächtlichen Krisensitzung zwar das Vertrauen ausgesprochen. Die EKD überließ Käßmann aber selbst die Entscheidung über ihre Zukunft. "In ungeteiltem Vertrauen überlässt der Rat seiner Vorsitzenden die Entscheidung über den Weg, der dann gemeinsam eingeschlagen werden soll", hieß es in einer Mitteilung.

Käßmann: "Bin über mich selbst erschrocken"
In der "Bild"-Zeitung  hatte sich Käßmann bereits am Dienstag reumütig gezeigt: "Ich bin über mich selbst erschrocken, dass ich einen so schlimmen Fehler gemacht habe. Mir ist bewusst, wie gefährlich und unverantwortlich Alkohol am Steuer ist. Den rechtlichen Konsequenzen werde ich mich selbstverständlich stellen."

Der Sprecher der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers, Johannes Neukirch, sagte der Nachrichtenagentur DAPD, Käßmann sei auf einem privaten Termin gewesen. Grundsätzlich könne die Bischöfin für Termine einen Fahrer anfordern, doch der habe "auch irgendwann mal Feierabend". Darüber, wie viel Käßmann getrunken hat, gebe es keine Auskünfte.

Alice Schwarzer: "Falsch für uns Frauen, falsch für sie selbst"
Die deutsche Frauenrechtlerin und Autorin Alice Schwarzer hält den Rücktritt Käßmanns für falsch. "Ich bedauere den Rücktritt sehr! Und ich finde es falsch, dass sie diese dramatische Konsequenz gezogen hat. Falsch für uns Frauen, falsch für die fortschrittlichen ProtestantInnen in Deutschland - und falsch für sie selbst", schreibt Schwarzer in einem Kommentar für "Spiegel online". Es gebe zwar "reichlich Grund zu Scham und Reue und das Ringen um zukünftige Glaubwürdigkeit", aber Käßmann hätte sich "nicht wegen eines einmaligen Strauchelns gleich selbst zu Fall bringen müssen".

Die Theologin hätte vielleicht gerade eine besondere Kraft daraus ziehen können, "zu einer solchen Fehlbarkeit aufrecht zu stehen". Zu Käßmanns Rücktritt habe sicher auch "Scheinheiligkeit in ihren eigenen Reihen" beigetragen, meint Schwarzer. "Zu vielen konservativen Kräften war dieser dritte Makel deutlich einer zu viel: 1. Frau, 2. geschieden, 3. ein Glas zu viel getrunken."

Seit vier Monaten Chefin der Evangelen
Käßmann war erst Ende Oktober zur Chefin der Evangelischen Kirche gewählt worden. Sie löste in dem Spitzenamt Bischof Wolfgang Huber von Berlin-Brandenburg ab, der aus Altersgründen ausschied. Ihre bisherige Amtszeit war bestimmt von der Kontroverse um ihre Kritik am Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr. "Nichts ist gut in Afghanistan", hatte die Bischöfin in ihrer Neujahrspredigt gesagt, und damit viel Protest ausgelöst.

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