Zeitkapsel an Bord

„Spatz“ ist bereit: Wie Israel am Mond landen will

Wissenschaft
03.02.2019 08:35

Nach Jahrzehnten im toten Winkel herrscht plötzlich wieder ein regelrechtes Wettrennen zum Mond. Im Dezember ist China erstmals erfolgreich auf der Rückseite des Mondes gelandet, US-Präsident Donald Trump kündigte an, 2021 auf den Mond zurückzukehren - wenn auch vorerst unbemannt -, ein Jahr danach soll „ein Sohn oder eine Tochter Indiens mit unserer Trikolore ins All fliegen“, wie Premierminister Narendra Modi ankündigte. Als Nächstes sind aber die Israelis dran: Am 18. Februar soll die Sonde „Sparrow“ (Spatz) mit einer Falcon-9-Rakete zum Mond aufbrechen, wo das Magnetfeld untersucht und eine israelische Flagge gehisst werden soll. Die letzten Tests verliefen positiv, der Mission dürfte nichts mehr im Weg stehen.

Die Besonderheit des „Spatzen“, der an Bord des Raumschiffs „Beresheet“ Richtung Mond befördert wird: Er hat eine digitale Zeitkapsel dabei - mit Tausenden Dateien von Kinderzeichnungen, israelischen Liedern und einem Erfahrungsbericht über den Holocaust. Jonatan Winetraub, Mitgründer der israelischen Raumfahrtorganisation SpaceIL, verglich die Zeitkapsel mit den Gebeten, die gläubige Juden auf Zetteln in die Klagemauer in Jerusalem stecken. Es seien „Wünsche für eine bessere Zukunft“, sagte er.

Nachdem in dieser Woche die Abschlusstests des Mondlanders geglückt sind, soll sich die Zeitkapsel nun am 18. Februar auf den Weg machen. Eine Falcon-9-Rakete des Unternehmens SpaceX soll das 585 Kilogramm schwere Raumschiff vom US-Weltraumbahnhof Cape Canaveral aus zum Mond schicken. Etwa eineinhalb Monate danach soll „Beresheet“ auf dem Mond ankommen. Israel wäre dann das vierte Land, dem eine Mondlandung gelänge - nach den USA, Russland und China. Die Entwicklungskosten in Höhe von rund 84 Millionen Euro stammen aus privaten Mitteln.

50 Jahre nach Apollo 11 steht der Mond wieder hoch im Kurs
Überhaupt tut sich nach einem langen Dasein als Stiefkind der Raumfahrt wieder einiges auf dem Mond. Vor bald 50 Jahren stand im Rahmen des epochalen Apollo-11-Programms der NASA mit Neil Armstrong erstmals ein Mensch auf dem Mond, ein halbes Jahrhundert später hat der Erdtrabant wieder Hochkonjunktur. Ein Überblick:

USA - Trump gegen Musk: Lange stand der Mars im Fokus der NASA. Nun hat der Mond, auch auf Anweisung von Präsident Trump, wieder einen Platz im Scheinwerferlicht eingenommen. 2021 will die NASA dorthin zurückkehren - ohne Menschen und in Zusammenarbeit mit privaten Raumfahrtunternehmen. Zahlreiche Firmen bewerben sich um die lukrativen Aufträge. 2024 soll das NASA-Raumschiff „Gateway“ mit Astronauten an Bord folgen. Dem will der Raumfahrtunternehmer Elon Musk zuvorkommen: Mit seinem Unternehmen SpaceX will er schon 2023 den japanischen Milliardär Yusaku Maezawa ins All schicken. Als erster Weltraumtourist soll er den Mond umrunden, gemeinsam mit sechs bis acht Künstlern aus aller Welt.

China - die dunkle Seite des Mondes: Die Volksrepublik hat ein sehr aktives Mondprogramm. Als erster Raumfahrtnation gelang China im vergangenen Dezember eine Landung auf der Rückseite des Mondes (siehe Video unten). Für heuer ist eine weitere unbemannte Landung geplant, um Gesteinsproben zur Erde zu bringen. Bis 2030 soll erstmals ein Chinese einen Fuß auf den Erdtrabanten gesetzt haben. Die chinesischen Raumfahrtvorhaben dienen nicht nur dem Prestige und der Wissenschaft, verfolgt werden ganz klar auch militärische Interessen. Experten in China verweisen gerne darauf, dass künftige Kriege im All gewonnen würden.

Video: Welt sieht erstmals Mondrückseite aus der Nähe

Indien - zum Geburtstag ein eigener Mondfahrer: Das Weltraumprogramm ist für das 1,3-Milliarden-Einwohner-Land Indien eine Frage des Nationalstolzes. Das machte Premierminister Modi deutlich, als er im vergangenen Sommer ankündigte, dass bis zum 75. Unabhängigkeitstag im Jahr 2022 „ein Sohn oder eine Tochter Indiens mit unserer Trikolore in der Hand ins All fliegen“ werde. Es wäre nicht der erste indische Astronaut im All, wohl aber der erste in einem indischen Raumfahrzeug.

Russland - Mond-Kosmonauten mit 60 Jahren Verspätung: Kosmonauten sollen erstmals Anfang der 2030er-Jahre auf dem Mond landen. 14 Tage sollen sie dort bleiben. Russland will anknüpfen, wo die Sowjetunion vor Jahrzehnten aufgehört hat - nach technischen Pannen hatten die Sowjets in den 1970er-Jahren ihre kostspieligen Pläne für eine Mondlandung auf Eis gelegt. Diesmal setzen die Russen bei der Erforschung des Mondes auf Zusammenarbeit mit den USA, Europa und China. Der Chef der Raumfahrtbehörde Roskosmos, Dmitri Rogosin, betonte aber jüngst, dass sich sein Land nicht mit der Rolle des Juniorpartners begnügen wolle.

Europa - der Traum vom „Monddorf“: Mit seinem Konzept des „Moon Village“ hat der Chef der europäischen Raumfahrtorganisation ESA, Jan Wörner, vor einiger Zeit für Aufsehen gesorgt. Seine Idee: Nicht ein kurzer Hin- und Rückflug solle das Ziel sein, sondern eine international gemeinsam von Industrie, Raumfahrtagenturen und öffentlicher Hand geschaffene Mondbasis. Ein klassisches ESA-Programm ist das „Monddorf“ aber nicht, nur eine Vision. Vorbild eines solchen internationalen Projekts könne die Raumstation ISS sein, so Wörner: „Bei allen technischen Schwierigkeiten, die es bei der ISS gab - es gab nie politische. Das ist etwas, was man in unserer Welt sehr hoch einschätzen darf.“

Japan - Hightech hebt ab: Auch Japan hat den Mond fest im Blick. Die Hightech-Nation will sich an der NASA-geführten Mission beteiligen, die ab Mitte der 2020er-Jahre den Bau einer Raumstation in der Umlaufbahn des Mondes vorsieht. Japan hegt die Hoffnung, eines Tages eigene Astronauten zum Mond schicken zu können. 2007 hatte Japan seine erste Mondsonde „Selene“ auf den Weg gebracht. Aufgabe des Drei-Tonnen-Orbiters mit zwei jeweils 50 Kilogramm schweren Satelliten war es, die Mondoberfläche zu erkunden.

Südkorea - mit NASA und SpaceX nach oben: Im Raumfahrt-Wettlauf in Asien will Südkorea mit Japan, China und Indien mithalten. Dabei geht es der viertgrößten asiatischen Volkswirtschaft nicht nur um das Geschäft mit der Satelliten-Beförderung, sondern auch um Forschung. Bis Ende 2020 soll die mit technischer Hilfe der NASA entwickelte Sonde „Korea Pathfinder Lunar Orbiter“ (KPLO) an Bord einer SpaceX-Rakete zum Mond fliegen. Die KPLO-Mission soll Vorarbeit für künftige Raumflüge leisten und hat etwa eine Kamera für die farbige Kartierung des Mondes an Bord. In der zweiten Phase des koreanischen Mondprogramms soll in Eigenregie unter anderem ein Mondlandefahrzeug entwickelt werden.

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