Wegen EU-Geldern

Brexit: Rolls-Royce „flüchtet“ nach Deutschland

Wirtschaft
13.12.2018 09:57

Der Brexit wirft seinen Schatten auf die britische Industrie, die viel zu verlieren hat: Einer, der sich gut vorbereitet hat, ist der Triebwerksbauer Rolls-Royce, der nun offiziell verkündet hat, wesentliche Teile seine Produktion von Derby in Großbritannien ins deutsche Dahlewitz zu verlegen. Dort hat das Traditionsunternehmen seit vielen Jahren große Summen investiert, wohl auch weil es dank der deutschen Tochter auch nach einem Brexit mit EU-Fördergeldern rechnen kann.

Rolls-Royce hat am Freitag angekündigt, die Arbeit von Derby nach Deutschland zu verlagern, um die „durch den Brexit befürchteten Schäden für das Unternehmen“ zu begrenzen. So bestätigte Rolls-Royce, dass es die sogenannte Konstruktionsgenehmigungsarbeit für seine großen Flugzeugtriebwerke von Derby nach Deutschland verlagern wird.

Flugzeugmotoren, die von der britischen Firma entwickelt wurden, deren zivile Luftfahrtabteilung in Sinfin angesiedelt ist, müssen von der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) abgesegnet werden. Es ist derzeit allerdings ungewiss, wie dieser Prozess für die Sicherheit und das Design von Flugzeugen funktionieren wird, wenn das Vereinigte Königreich die Europäische Union verlassen hat. Um einen Kostenanstieg zu vermeiden und weiterhin von der internationalen Zusammenarbeit in Sachen Sicherheit zu profitieren, wollen Luftfahrtunternehmen wie Rolls-Royce auch bei einem Brexit Teil der EASA bleiben. Die Arbeiten zur Konstruktionsgenehmigung der Firma werden daher nach Dahlewitz in der Nähe von Berlin in Deutschland verlegt.

Rolls-Royce pumpt seit Jahren viel Geld in deutsche Tochter
Der britische Triebwerkshersteller pumpt schon seit vielen Jahren große Summen in sein wachstumsstarkes Werk im brandenburgischen Dahlewitz, berichtete der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) über die Aktivitäten der Briten in Deutschland. Demnach investiere Rolls-Royce in Dahlewitz zusätzlich 113 Millionen Euro in ein Zentrum für Künstliche Intelligenz, um die riesigen Datenmengen ihrer Triebwerke auszuwerten - gemeinsam mit IT-Spezialisten des Hasso-Plattner-Instituts an der der Universität Potsdam. Rolls-Royce vernetzt sich wegen der Zukunftsthemen überhaupt sehr eng mit der universitären Forschung, auch in Brandenburg. Es gehe dem Unternehmen um globale Wettbewerbsfähigkeit, betont Alastair McIntosh, Geschäftsführer von Rolls-Royce Deutschland.

Den Brexit einmal beiseite geschoben, schaut die Zukunft für die Branche rosig aus: In den nächsten 15 Jahren soll sich die globale Nachfrage nach Passagiermaschinen verdoppeln, wovon auch Triebwerkshersteller profitieren. Weltweit stammt etwa jede zweite ausgelieferte Maschine bereits aus Europa, jedes sechste neue Flugzeug, das weltweit gebaut wird, verlässt schon jetzt in Deutschland bei Airbus in Hamburg die Halle.

Rolls-Royce hat jedenfalls dank seiner deutschen Tochter auch nach dem Brexit Zugriff auf europäische Fördergelder und Forschungsnetzwerke. „Um Rolls-Royce mach ich mir keine Sorgen, weil die Firma in Dahlewitz gut aufgestellt ist“, ist auch Luftfahrtexperte Rolf Henke, Vorstand des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), überzeugt. Insofern könne das für Rolls-Royce ein sehr guter Ausweg sein, um mit dem Brexit umzugehen, so Henke gegenüber RBB.

Ausfall britischer Zulieferer könnte ganze Lieferkette gefährden
Für andere britische Flugzeugzulieferer könnte es aber bei einem Brexit eng werden: Firmen die für die Branche rund 10.000 Teile bauen, müssten nach dem Brexit ihre Prüfprozesse für neue Teile unter EU-Recht stellen oder dürfen nicht mehr liefern. Experten warnen bereits davor, dass ein Ausfall britischer Zulieferer die gesamte Lieferkette von Airbus und anderer Flugzeugbauer gefährden könnte …

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