Schon länger ist bekannt, dass sich eigentlich wärmeliebende Bakterien - mit hinuntergefahrenem Stoffwechsel in Form von Sporen - auch in eiskalten Meeressedimenten ansiedeln, und dies sogar in teils ungewöhnlich großen Mengen. So konnten Hunderttausende der ungewöhnlichen Sporen pro Gramm Meeressediment gezählt werden. Wirklich wohl fühlen sich die Mikroben in Abwesenheit von Sauerstoff und bei Temperaturen um 50 Grad. Bei solchen Bedingungen werden sie aktiv.
Verwandte Mikroorganismen in Nordsee-Ölvorkommen
Um die Herkunft der exotischen Mikroorganismen in der Arktis zu klären, haben Loy und sein Team im Zuge eines vom Wissenschaftsfonds FWF finanzierten Projekts unter anderem genetische Vergleiche angestellt. "Die engsten Verwandten der thermophilen Bakterien aus der Arktis kommen aus Erdölvorkommen in der Nordsee", erklärte Loy.
Einen weiteren Hinweis auf die Herkunft aus Ölvorkommen lieferte der Umstand, dass pro Jahr und Quadratmeter 100 Millionen Bakteriensporen abgelagert werden. "Offensichtlich muss dort eine so große Population existieren, dass eine kontinuierliche Versorgung möglich ist. Dafür kamen eigentlich nur Ölvorkommen und Ökosysteme der Erdkruste infrage, in denen hohe Temperaturen ideale Lebensbedingungen für hitzeliebende Bakterien bieten", so der Wissenschaftler.
Forschungsergebnisse auch für Bohrungen von Bedeutung
Sollten diese thermophilen Bakterien in arktischen Gewässern tatsächlich ihren Ursprung in unterseeischen Erdölquellen haben, dann würden die angewendeten Methoden auch einen Beitrag zur Ölexploration leisten können. Dieser Aspekt steht für Loy im Rahmen seines Projekts zwar nicht im Vordergrund, wäre aber ein durchaus praktisches Anwendungsbeispiel für die Grundlagenforschungen.
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