Der Österreichische Journalisten Club (ÖJC) hat am Dienstag erneut einen Brief des in der Türkei inhaftierten österreichischen Journalisten Max Zirngast veröffentlicht. In dem mit 4. November datierten Schreiben klagt der 29-jährige Steirer, der seit zwei Monaten in Ankara in Untersuchungshaft sitzt, über fehlendes Warmwasser, eine fehlende Heizung und den zermürbenden Gefängnisalltag.
„Zum Beispiel haben wir seit einer Woche kein Warmwasser mehr und die Heizung geht nicht mehr wegen irgendeinem Schaden. Natürlich frieren wir auch, aber das eigentliche Problem ist etwas anderes: Wir sind müder als sonst; lesen und schreiben, sich konzentrieren wird so schwieriger“, schreibt Zirngast. „Um uns zu rasieren und zu duschen, machen wir das Wasser mittlerweile im Wasserkocher warm“, heißt es weiter. Als größtes Problem beschreibt der junge Österreicher aber die „Monotonie“ und die „relative Isolation“. Weiterhin habe er keine Besucher empfangen.
Bis zu zehn Jahre Haft drohen
Den Brief hat Zirngast auf Türkisch verfasst, weil die Zensurbehörde keine Briefe in deutscher Sprache zulässt, teilte der ÖJC mit. Der 29-jährige Journalist, Student und Autor sitzt seit fast zwei Monaten in Untersuchungshaft. Er befindet sich im Sincan-Gefängnis in Ankara. Anklage wurde bisher keine erhoben. Der Verdacht gegen den Aktivisten lautet seinen Anwälten zufolge auf Nähe zu einer linksgerichteten „terroristischen Vereinigung“. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu zehn Jahre Haft.
Kurz solle „endlich aktiv“ werden
Anfang des Monats hatte der ÖJC der ÖVP-FPÖ-Bundesregierung - auch in ihrer Funktion als EU-Ratspräsidentschaft - vorgeworfen, nichts zu unternehmen, um in der Türkei „nur aus politischen Gründen“ inhaftierte Journalisten freizubekommen. Es gehe um insgesamt 175 Personen. ÖJC-Präsident Fred Turnheim forderte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) auf, in Sachen Freilassung Zirngasts „endlich aktiv“ zu werden.
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