„Zu Recht ermittelt“

Geheimdienst: Sex-Fotos und Nazi-Post für Kollegin

Österreich
17.10.2018 11:26

Eine Mitarbeiterin des Verfassungsschutzes bestätigt als Zeugin im U-Ausschuss: Das BVT war jahrelang Schauplatz von Korruption, Mobbing und sexueller Belästigung.

Die Zeugin im Untersuchungsausschuss beendet eine Legende: Österreichs wichtigster Nachrichtendienst, das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT), war keineswegs - wie oft kommuniziert - „perfekt“ und plötzlich, aus heiterem Himmel „Spielball der Politik“, sondern auch Tatort für Mobbing, mutmaßliche Bestechungsfälle und für Sex-Attacken per WhatsApp. Laut Asien-Analystin P. ließen die Vorgesetzten „zu lange zu viel zu“. Dazu hat die „Krone“ Beweise erhalten.

Kurz vor ihrer Aussage traf sie sich in einem Wiener Innenstadt-Café mit der „Krone“: „Ich mach’ mir wirklich Sorgen. Ich hab’ Angst, dass sie mir was in die Schuhe schieben wollen - eine Rauschgift-G‘schicht’ oder so was. Damit ich unglaubwürdig werde.“

Sexuelle Belästigung per BVT-WhatsApp-Gruppe
Die Gattin eines angesehenen Diplomaten schildert dann detailliert die heftigen Missstände in Österreichs Geheimdienst. Und mit ihrer Aussage und ihren Screenshots erschüttert die Analystin die oft verbreitete Konstruktion, dass erst unter Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) gegen das BVT ermittelt wurde: „Es war grauslich, was dort schon lang vor der neuen Regierung ablief. Die Beamten haben widerliche Sex-Fotos an mich und andere Kolleginnen per WhatsApp verschickt. Aber auch eine Nachricht mit Hakenkreuz-Bild habe ich erhalten. Ja: Sexuelle Belästigung war Alltag. Auch Mobbing. Und vom Korruptionsverdacht wusste auch schon Innenminister Sobotka.“

Über diese Vorfälle hat sie dann auch die Vorgesetzten informiert. Mit dem Ergebnis, dass die Analystin - wie zuvor von einem der Tatverdächtigen angedroht - versetzt worden ist.

„Aber das war nicht alles: Die am Mobbing und an den Sex-Attacken beteiligten Beamten drohten mir auch wörtlich: ,Wenn du was sagst, brechen wir dir sämtliche Finger’“, berichtete P. von den Zuständen im Geheimdienst.

„Erschütternde Unternehmenskultur“
Und die Nachrichtendienst-Mitarbeiterin will nun auch über einen möglichen Korruptions-Fall im BVT auspacken: über aus Österreich stammende nordkoreanische Passrohlinge, die Annahme teurer Geschenke und eine BVT-Dienstreise auf eine Ferieninsel. Auch dazu wurde bereits 2017 sowohl im Innenministerium als auch von der Justiz monatelang ermittelt.

„Von unserer Seite wurde alles korrekt weitergeleitet und bearbeitet“, betont eine Sprecherin des jetzigen Parlamentspräsidenten Wolfgang Sobotka. Für Nationalratsabgeordnete, die am Dienstag die Zeugin im U-Ausschuss befragt haben, steht jedenfalls fest: „Die Unternehmenskultur beim BVT ist erschütternd.“

Richard Schmitt
Richard Schmitt
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