Chris de Burgh hat ein zwiespältiges Verhältnis zu seinem größten Erfolg „The Lady In Red“ (1986). Er beschreibt ihn selbst als „Monster-Song“: „Das ist ein Hit, den ich ... ich werde nie das Wort ‘bedauern‘ sagen, aber Tatsache ist, dass ich ein viel, viel größerer Künstler bin“, sagte er der „Montreal Gazette“. Am 15. Oktober wird Chris de Burgh 70.
Seit der Song an die Spitze der Hitparaden in 47 Ländern stürmte und ihn weltweit bekannt machte, versucht er davon loszukommen. Ohne Erfolg: Sein Publikum liebt ihn, seine dominanten Augenbrauen, die seltsamen Haare und kitschigen Songs. Bei jedem Konzert steigt der Softpop-König von der Bühne, umarmt seine Fans und tanzt mit den Damen in roten Kleidern: „Das macht die Show aus, es macht sie glücklich“, verriet er dem kanadischen Radio CBC. Aber zufrieden ist er trotzdem nicht, dass sein Werk von über 250 Songs auf diesen einen Titel reduziert wird: „Wenn man sich meine großen Rock-Hits anschaut - ,High On Emotion‘ zum Beispiel -, dann müssen die Songs, die ich schreibe, eine echte Bedeutung haben. Sie müssen Tiefe haben.“
Diplomatenkind
Der zwölfjährige Christopher wuchs auf einer Burg auf. Sein Vater arbeitete als britischer Diplomat in Argentinien, Malta, Nigeria und Zaire. Als er pensioniert wurde, zog die Familie in eine irische Festung aus dem 12. Jahrhundert und baute sie zum Hotel aus. „Kein Licht, keine Möbel, kein Wasser, keine Heizung, bitterkalt“, erinnerte sich de Burgh im „Independent“ an die Anfänge. Seither kann er Spülmaschinen reparieren: „Ich habe viel übers Klempnern gelernt, als ich jung war. Es ist interessant und eigentlich sehr logisch.“
Seine Eltern schickten ihn schon während ihrer Auslandsaufenthalte auf ein britisches Elite-Internat für eine kontinuierliche, aber altmodische Erziehung - die reiche Tante zahlte: „Sie liebten mich, aber wir standen nicht besonders auf Umarmungen - das habe ich mit meiner Familie komplett verändert, so dass es sie jetzt wahrscheinlich verrückt macht“, gestand er dem „Guardian“.
Später Erfolg
Als Teenager fing er an, die Hotelgäste zu unterhalten; er sang und begleitete sich selbst auf der Gitarre. Er gab Hunderte von diesen Mini-Konzerten, bis er schließlich nach einem Uni-Studium sein Glück als professioneller Musiker mit einem Plattenvertrag für „Far Beyond These Castle Walls“ (1974) versuchte. Es dauerte fast zehn Jahre, bis er 1986 mit dem Album „Into The Light“ und der Auskoppelung „Lady In Red“ weltweit zum Superstar der Popballaden wurde: Das Album verkaufte sich mehr als acht Millionen Mal.
Doch de Burgh ist durchaus vielseitig: Eher folkig in seinem Debütalbum, bittersüß in „At The End Of A Perfect Day“ und rockiger mit „Eastern Wind“ und „Don‘t Pay The Ferryman“. Was ihn von vielen Popstar-Kollegen trennt, ist der Mangel an Skandalen - wenn man von der oft zitierten Affäre mit dem Kindermädchen in den 90ern absieht: Eine 40-jährige Ehe, drei erwachsene Kinder, Prinzessin Diana als Fan - bei vielen Musikkritikern gilt er alleine daher als uncool, trotz über 50 Millionen verkaufter Platten.
Uncooler Star
De Burgh verrät im „Independent“ woran das seiner Meinung nach liegt: „Wegen meiner feudalen Sprechweise, weil ich noch nie auf Entzug war oder versucht habe, Selbstmord zu begehen, keine Drogen genommen habe und ein ganz normaler Typ bin.“
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