Egal, ob auf der Luftmatratze, beim Tauchen oder sportlich im Kraulstil - für die Hörwerkzeuge ist Schwimmen eine Belastung, da durch Wasser der natürliche Schutzfilm im Inneren aufgeweicht wird.
„Augen zu und durch“ heißt es bei so manchem, wenn er vom Sprungbrett abhebt, durch Wasserfälle taucht oder den eleganten „Köpfler“ übt. Den Gehörgang können wir aber leider nicht so selbstverständlich verschließen und genau hier liegt eine Schwachstelle, die so manchem in Form von Badeotitis den Urlaub vermiest.
Es handelt sich um eine Entzündung im äußeren Gehörgang, im Bereich zwischen Ohrmuschel und Trommelfell, die durch Eindringen und anschließender Vermehrung von Keimen verursacht wird. Unser Ohrenschmalz bildet an sich eine Fettschicht als Schutz, die löst sich aber v. a. durch Chlorwasser auf. Befindet sich ein verhärteter Pfropf aus diesem Cerumen im Inneren, quillt er durch Wasser und führt zu den typischen „zugefallenen“ Ohren, über die viele Schwimmer klagen. Das hat zur Folge, dass sich Krankheitserreger besonders lange im Inneren aufhalten, weil der natürliche Abfluss behindert wird.
Eine Besonderheit stellt hierbei die sogenannte Gehörgangsexostose dar, besser bekannt als „Surfer’s ear“, weil diese Verengung des äußeren Gehörganges häufig Surfer betrifft. In einer neuseeländischen Studie war sie bei 73 Prozent der untersuchten Sportler nachweisbar. Zugrunde liegt wahrscheinlich ein Reiz, der durch das Eindringen kalten Wassers einen Wachstumsmechanismus im Knochengewebe darstellt. Gehörgangsentzündungen, Hörminderung, Tinnitus können die Folgen sein.
Haben Sie auch oft ein Rauschen im Ohr?
Hierzulande bestehen solche Risiken zwar eher nicht, Schmerzen, Druck, Juckreiz sind hingegen keine Seltenheit nach einem ausgiebigen Badetag. Wer sich viel im Wasser aufhält, kennt auch dieses spezielle Rauschen im Ohr sowie ein Gefühl, als wären alle Geräusche und Stimmen weit weg, was unter Umständen noch Stunden nach dem Schwimmen anhält.
Das kann mit dem bereits erwähnten verhärteten Ohrenschmalz in Zusammenhang stehen. Wer Wattestäbchen nicht richtig anwendet oder sehr viel Sekret produziert (kein Hygienefehler, anlagebedingt), läuft Gefahr, Schmutz und Fettbestandteile immer weiter hineinzuschieben.
Am besten ganz ohne Wattestäbchen reinigen
HNO-Ärzte raten, nur die innere Ohrmuschel mit einem Tuch abzuwischen, den Rest erledigt der Körper von selber. In Apotheken sind spezielle Reinigungsöle erhältlich, die den Mechanismus unterstützen. Das Cerumen setzt sich übrigens aus etwa 1000 verschiedenen Substanzen zusammen, die noch gar nicht alle analysiert werden konnten und enthält auch antibakterielle Bestandteile.
Eine Weiterentwicklung haben Gehörschutz-Produkte, im Volksmund als „Ohrstöpsel" bezeichnet, gemacht. Es gibt sie nun aus Materialien, die hautfreundlich, hyperallergen und silikonfrei, anatomisch geformt und durch Körperwärme anpassungsfähig sind. So schließen sie gut ab, machen es aber möglich, gesprochene und Umgebungsgeräusche trotzdem wahrzunehmen. Solche gegen Wassereintritt schützen etwa auch vor kaltem Wind und bereits Kinder ab drei Jahren können sie tragen. Gibt sich eine Hörminderung nicht von selbst, ist es ratsam, einen Test machen zu lassen, denn die Verschlechterung geht schleichend vor sich und wird oft lange verdrängt.
Karin Podolak, Kronen Zeitung
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