Audimax-Besetzung

Hahn will nun mit ÖH verhandeln und zeigt Verständnis

Wien
27.10.2009 11:59
Seit Donnerstag halten Studenten das Auditorium Maximum der Universität Wien besetzt. Nun erklärte Wissenschaftsminister Johannes Hahn, noch diese Woche Verhandlungen mit der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) aufnehmen zu wollen. Er zeigte am Dienstag vor dem Ministerrat sogar Verständnis für das Verhalten der protestierenden Studenten. Eine Räumung des Audimax hält er nicht für notwendig.

Hahn teile zwar nicht die Initiative der Studierenden, aber "diese Verhaltensmuster gehören zu einer Studentenkarriere". Ob die ÖH zu einem Gespräch bereit ist, ist laut Hahn noch nicht klar. Die Studentenvertretung berate darüber, so der Wissenschaftsminister.

Vorlesungsbetrieb verlegt
Aufgrund der andauernden Besetzung des Audimax weicht die Universität Wien nun mit Lehrveranstaltungen ins Austria Center Vienna aus. Das gab eine Sprecherin der Uni Wien am Dienstag bekannt. Am Mittwoch und Donnerstag finden die ursprünglich im Audimax geplanten Vorlesungen in dem Kongresszentrum in der Donaustadt statt, für Freitag werde noch nach einer Lösung gesucht.

Für die Uni Wien bedeutet das erhebliche Mehrkosten, nach Angaben der Uni-Sprecherin rund 16.000 Euro pro Tag. Das Rektorat erwarte sich daher, dass es bald zu Gesprächen zwischen den protestierenden Studenten und Vertretern der Bundesregierung komme.

Gerüchte über bevorstehende Räumung
"Wir hatten Informationen über eine Polizeiaktion", sagte ein Vertreter der ÖH. Es blieb bislang beim Verdacht. "Uns ist nach 3 Uhr gesagt worden, dass die Polizei kommt. Da ist keiner mehr weggegangen", erklärte am Dienstag einer der Demonstranten.

Im und um das Audimax gab es dann gegen 5 Uhr früh lockere Stimmung. Man war auch mit dem Abtransport von Bierdosen etc. beschäftigt. Oder diskutierte darüber, ob noch Musik gehört werden soll oder nicht. "Durchmachen" war die Antwort darauf. Und weil man sich im Auditorium auch für etwas klassische Musik ausgesprochen hatte, gab es Antonio Vivaldis "Vier Jahreszeiten", einen Take aus der Filmmusik zu "Clockwork Orange" und - gar britisch-nationalistisch - einen "Pomp and Circumstance"-Marsch.

Hörerversammlung in allen Uni-Städten geplant
Gegen 5.30 Uhr früh kamen in das Gebäude der altehrwürdigen Uni die ersten dort regulär Beschäftigten, doch (noch) keine Polizei. Lehrveranstaltungen finden in dieser Zeit jedenfalls keine statt - sie waren bereits zuvor abgesagt worden -, zu Mittag fand eine Kundgebung an der Uni-Rampe stattfinden. Außerdem soll es in allen Uni-Städten Österreichs Hörerversammlungen geben, wo über weitere Aktionen beraten wird. Die ÖH hatte für den Dienstag zum "Tag der freien Bildung" aufgerufen. Dabei soll "auf die Missstände im Bildungsbereich hingewiesen" werden, hieß es in einer Aussendung.

Auch am gesamten verlängerten Wochenende war der größte Hörsaal Österreichs gut gefüllt. Studenten planten intensiv eine "Vernetzung" mit anderen gesellschaftlichen Gruppen. Einen Vorgeschmack darauf lieferte Christian Felber von Attac Österreich, der im Audimax einen Vortrag hielt.

Minister Hahn im Zentrum der Kritik
Im Zentrum der Kritik der Besetzer steht nach wie vor Wissenschaftsminister Hahn. Wenn die ÖH mit ihm sprechen wolle, solle sie auf ihn zukommen, hatte er noch am Montag vor dem Sonderministerrat anlässlich des Nationalfeiertags erklärt. Das Wissenschaftsministerium sei ein "offenes Haus".

Die VP-nahe AktionsGemeinschaft (AG) hatte dagegen an Hahn appelliert, "endlich aus seiner Passivität auszubrechen und sich der Probleme der Studierenden anzunehmen". Die Ursachen der Besetzung des Audimax der Uni Wien seien mit Sicherheit kein lokales Problem, so Fraktionssprecher Samir Al-Mobayyed, "auch wenn der Minister dies im Sinne seiner eigenen Verteidigung so kommuniziert".

Ungeachtet einer möglichen Reaktion von Minister Hahn ergriff am Sonntag tatsächlich die Bundesvertretung der ÖH die Initiative. Sie rief: "Am Nationalfeiertag sonnen sich unsere Politiker im Rampenlicht. Nichts zu feiern gibt es hingegen im Bildungsbereich", so Sigrid Maurer und Thomas Wallerberger vom ÖH-Vorsitzteam. "Von den von der Regierung versprochenen zwei Prozent des BIP für unser Bildungssystem sind wir weit entfernt, der freie Hochschulzugang wird ständig infrage gestellt und Zulassungsbeschränkungen nach unfairen Kriterien bedeuten für viele noch vor Beginn des Studiums den Ausschluss von der Uni."

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