„Caritas zu, ich Brücke!“ In gebrochenem Deutsch antwortet die im eiskalten Schnee sitzende Frau auf die Frage, wo sie denn die Nächte verbringe. In der Stadt Salzburg erlebt die Bevölkerung das völlige Versagen der EU im Sozialbereich aus nächster Nähe. Das Drama um die Bettler bewegt die Menschen sehr.
Der Direktor der Caritas, Dr. Johannes Dines, kennt die Situation genau: Die Bettler stammen aus Dörfern in einer Gegend im EU-Mitgliedsland Rumänien, das mit Milliarden gefördert wird. Es sind – so Dines – „zusammenhängende Familienverbände“, die unter unvorstellbaren Bedingungen leben müssen. Es gibt nur halb verfallene Häuser, kaum Infrastruktur und keine Schulbildung für die Kinder. Wie mühsam die Prozesse der Hilfe sind zeigt sich in der Tatsache, dass Projekte auf den Zeitraum von mindestens zwanzig Jahren angelegt werden müssen. Derzeit haben die Malteser Kontakte.
Haus „Franziskus“ ist derzeit völlig überfüllt
80 Menschen bringt die Caritas zur Winterzeit in ihrem Haus „Franziskus“ in der Stadt unter, geschätzte 50 bis 60 Bettler sind dabei, in der Stadt dürften sich nach Schätzungen aber 80 bis 90 von ihnen befinden. Auch die Notschlafstelle der Stadtverwaltung ist hoffnungslos überfüllt.
Rumäniens Staatspräsident Klaus Johannis gehört der Volksgruppe der Siebenbürger Sachsen an, die seit dem 12. Jahrhundert in dem Land ansässig sind. Doch viele wanderten nach dem Krieg nach Westeuropa aus. 1955 entstand in Elixhausen die Siedlung „Sachsenheim.“
Vergeblich versuchte die „Krone“ während des Besuchs des Staatspräsidenten bei den Salzburger Festspielen im Jahr 2015 den Politiker mit dem Elend der aus seinem Land kommenden Bettlerfamilien zu konfrontieren. Auch von offizieller Seite sprach niemand das Thema an.
Johannis und seine Frau waren übrigens in Rumänien in eine Immobilien-Affäre verwickelt, es kam aber nicht zu einem Prozess.
Notmaßnahmen für Familien im Freien
Die Caritas versucht nun, den unter den Brücken an der Salzach hausenden Familien zu helfen. Schlafsäcke und Decken werden verteilt, heißer Tee soll Wärme bringen. Dennoch scheint die Situation unhaltbar.
In der Frage der Maßnahmen gibt es unterschiedliche Ansichten und Argumente:
Ein rigoroses Bettelverbot in der ganzen Stadt würde zwar das unwürdige Schauspiel mit den „Bittä-Gesängen“ beenden, das Problem aber nicht lösen. Denn eine Abschiebung der EU-Bürger scheint nicht möglich.
Inzwischen nimmt das Projekt „Wohnen auf Zeit“ der Caritas der Erzdiözese Salzburg in der Hübnergasse im Stadtteil Riedenburg Gestalt an. Teilweise steht bereits der Rohbau.
Wohnen auf Zeit ist nur für Einheimische
Im Gespräch mit der „Krone“ steckt Caritas-Chef Johannes Dines die Eckdaten des Projektes „Wohnen auf Zeit“ genau ab:
Das im Bau befindliche Haus hat mit Notschlafstellen nichts zu tun.
Besondere Hilfe erhält übrigens die am Sonntag vor der Kirche St. Peter sitzende Bettlerin: Fast alle Besucher der Messe spenden.
Hans Peter Hasenöhrl
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