Heftige Regenfälle
Flutwelle überschwemmt Stadtteile von Istanbul
Im Stadtteil Halkali kamen sieben Arbeiterinnen einer Textilfabrik ums Leben, die beim Aussteigen aus einem Kleinbus von den Wassermassen erfasst und mitgerissen wurden. In Ikitelli bargen Feuerwehrleute nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Anatolia sieben Leichen auf einem Lkw-Parkplatz.
Durch die Bosporus-Metropole wälzten sich am Mittwoch an mehreren Stellen braune Wassermassen. Mehrere Hauptstraßen und zwei Autobahnen auf der Strecke nach Griechenland und Bulgarien waren zeitweise unpassierbar. Autos und Kleinlaster wurden weggespült, ein Flugplatz ist völlig überschwemmt. Die Fluten überraschten die Bewohner am frühen Morgen, als viele Istanbuler auf dem Weg zur Arbeit waren.
Dramatische Szenen bei Rettungseinsätzen
Rettungsteams mussten im Großraum Istanbul mindestens 50 Menschen aus Häusern und Autos retten. Die Fluten zerstörten im europäischen Teil der Türkei Brücken und Straßen. Mehrere hundert Häuser wurden beschädigt. Bei den Rettungseinsätzen spielten sich dramatische Szenen ab. Eingeschlossene kletterten auf Hausdächer, um dem Wasser zu entkommen. Oft kam die Hilfe zu spät. Ein Mädchen wurde von den Fluten weggespült, während sich ihre Mutter und Schwester aus einem von den Fluten erfassten Auto retten konnten.
"Es ist das größte Unglück der vergangenen Jahre", sagte der Provinz-Gouverneur von Istanbul, Muammer Güler. Allein seit Dienstag seien pro Quadratmeter 220 Liter Wasser niedergegangen. Im ganzen September habe es im Schnitt der vergangenen Jahre 35 Liter pro Quadratmeter geregnet. Vier Hubschrauber und acht Boote waren nach offiziellen Angaben im Einsatz, um gestrandete Autofahrer zu retten.
Heftigste Regenfälle seit 80 Jahren
Die Regenfälle waren nach Angaben von Meteorologen so heftig wie seit 80 Jahren nicht mehr. Dadurch traten zwei Flüsse bei Istanbul über die Ufer. Beobachter führen das Ausmaß der Katastrophe auch auf Mängel in der Infrastruktur zurück. Über Jahrzehnte hinweg sind Menschen vom Land nach Istanbul gekommen und haben die Bevölkerungszahl auf 15 Millionen anschwellen lassen. Die Infrastruktur hat mit diesem Wachstum aber kaum Schritt gehalten. "Wir müssen sorgfältiger sein, wenn es um die Planung von Infrastruktur und Städten geht", sagte der zuständige Minister Mustafa Demir.
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