Studierte in Frankfurt
Russe kommentiert 3 Insta-Postings: 6 Jahre Haft
Ein Schock-Urteil im flächenmäßig größten Land der Welt sorgt aktuell wieder für Aufsehen. Wegen nur drei Kommentaren zu Postings in den sozialen Netzwerken ist ein 20 Jahre alter Russe, der in Deutschland Politikwissenschaften studiert, zu sechs Jahren Lagerhaft verurteilt worden. Dabei wollte er nur in den Ferien seine Verwandten besuchen.
Eigentlich lässt der Lebenslauf von Makar N. auf einen kremltreuen, russischen Staatsbürger schließen. Als er im Jahr 2020 in der Stadt Ufa das Gymnasium besuchte, ging er bei dem Wettbewerb „Mein Land – mein Russland“ als einer der Sieger hervor. Die Olympiade wurde von einer angeblich gemeinnützigen Organisation veranstaltet, die niemand Geringerer als Kreml-Chef Wladimir Putin persönlich ins Leben gerufen hatte, berichtet das unabhängige russische Medien-Outlet Mediazona unter Berufung auf die russischsprachige Internetausgabe Idel.Realii.
Ab 2022 studierte Makar N. demnach an der Goethe-Universität Frankfurt. 2024 sollte sein Leben eine haarsträubende Wendung nehmen: Der Student reiste nach Russland ein, um die Ferien in seiner Heimat verbringen zu können. Doch so weit kam es nicht, die Behörden schickten ihn in Untersuchungshaft.
Nur wenige Sätze riefen Kreml auf den Plan
Die Ermittler führten als Grund an, dass Makar N. von März bis Oktober 2023 insgesamt drei Kommentare zu Social-Media-Postings verfasst habe. Der erste habe sich auf einen Eintrag der „Legion Freiheit Russlands“ bezogen, die er als „Helden des neuen Russlands“ lobte. Die „Legion Freiheit Russlands“ ist ein Verband der ukrainischen Streitkräfte und Teil des internationalen Freiwilligenkorps, der kurz nach Beginn des Russischen Angriffskrieges aufgestellt wurde. Er besteht aus Überläufern der russischen Streitkräfte sowie anderen russischen und belarussischen Freiwilligen, die zuvor nicht Mitglieder militärischer Formationen waren. Darüber hinaus soll sich Makar N. zu zwei Instagram-Beiträgen des „Russischen Freiwilligenkorps“ – einer im August 2022 gebildeten Einheit russischer Freiwilliger, die seit 2014 für die Ukraine kämpfen – geäußert haben.
„Ihr Schönen knackt die Panzer schon wie Nüsse. Putins Abschaum darf ja keine Ruhe haben“ und „Putins Ratten fliehen vor Telegram, viel Glück“, soll der Student laut dem russischen unabhängigen Nachrichten-Outlet Sota.Vision im Internet geschwärmt haben.
Makar N. beklagte sich über Mobbing durch Ukrainer
Der Anwalt wie auch die Eltern des Studenten beteuerten demnach vor Gericht, Makar N. sei an der Uni von ukrainischen Studenten gemobbt worden – als „der einzige Russe im Kurs“. Deswegen habe er auch, auf Druck der ukrainischen Kommilitonen, diese Kommentare verfasst.
Auf Verständnis wartete der Student jedoch vergeblich. Im September 2024 sei Makar N. als Terrorist und Extremist eingestuft worden, seit Dezember habe sich das russische Gericht mit dem Fall befasst. Am 16. Mai sei schließlich der Urteilsspruch erfolgt – und dieser lautete auf sechs Jahre Haft.
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