Mega-Deal perfekt

Stronachs Magna übernimmt Opel

Ausland
31.05.2009 09:06
Der österreichisch-kanadische Zulieferer Magna soll den angeschlagenen Autobauer Opel mit staatlicher Unterstützung aus Deutschland retten. Ein entsprechendes Konzept billigte die deutsche Bundesregierung in der Nacht zum Samstag auf einem Krisengipfel unter Leitung von Kanzlerin Angela Merkel. Zuvor hatte bereits der amerikanische Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) dem Übernahme-Angebot von Frank Stronachs Konsortium im Grundsatz zugestimmt. Job-Garantien enthalte die Vereinbarung jedoch nicht. Magna will nach der Übernahme von Opel europaweit rund 11.000 Stellen bei dem Automobilhersteller abbauen. Davon sollen 2.600 Arbeitsplätze in Deutschland eingespart werden.

Die deutsche Regierung erklärte sich bereit, zunächst 1,5 Milliarden Euro als staatlich garantierte Kredite zur Zwischenfinanzierung bereitzustellen. Magna-Co-Chef Siegfried Wolf zeigte sich in einer ersten Reaktion erfreut, dass es gelungen sei, eine Insolvenz von Opel zu verhindern, die niemanden geholfen und nur die Marke beschädigt hätte.

Magna will künftig 20 Prozent an Opel halten und gemeinsam mit der russischen Sber-Bank (35 Prozent) die Mehrheitsbeteiligung an der deutschen Traditionsmarke übernehmen. Bei General Motors blieben dann nur noch 35 Prozent. Zehn Prozent sollen an die Opel-Beschäftigten gehen. Benötigte Staatsgarantien von 4,5 Milliarden Euro sollen auf fünf Jahre ausgelegt werden. Das Konsortium plant, zusammen mit dem russischen Autobauer Gaz künftig pro Jahr mehr als eine Million Kraftfahrzeuge vorrangig in Russland und Osteuropa zu verkaufen.

Keinerlei Job-Garantien
Job-Garantien für die 26.000 Angestellten in Deutschland enthalte die Vereinbarung mit Magna nicht. Eine entsprechende Klausel wäre EU-rechtlich nicht zulässig gewesen, hieß es aus Regierungskreisen am Samstag in Berlin. Magna spreche in seinem Konzept von einem Abbau von 11.000 Arbeitsplätzen bei General Motors Europe. 2.500 Stellen sollen demnach in Deutschland wegfallen. Wie viele Arbeitsplätze jedoch tatsächlich gefährdet seien, lasse sich jetzt noch nicht sagen. Jedoch habe Magna zugesichert, alle vier Opel-Standorte in Deutschland zu erhalten.

Endgültige Vertragsunterzeichnung in vier bis fünf Wochen
Nach der nun unterzeichneten Absichtserklärung zum Einstieg bei Opel erwartet Magna-Co-Chef Wolf die endgültigen Unterzeichnungen der Verträge "in den nächsten vier, fünf Wochen". Der Abschluss der Transaktion, das sogenannte Closing, sollte nach seinen Worten in etwa zwei Monaten kommen.

Der deutsche Finanzminister Peer Steinbrück sagte nach den rund zehnstündigen Verhandlungen, es habe drei wesentliche Einigungen gegeben: Magna und General Motors hätten sich darauf verständigt, dass der Autozulieferer als Investor bei Opel einsteige. Darüber hinaus gebe es einen Treuhandvertrag und einen Konsortialvertrag. Dieser regelt die Finanzierung und besonders auch den Überbrückungskredit. Der Vertrag helfe Magna auch, in der kommenden Woche bereits die notwendige Liquidität für Opel bereitzustellen.

Treuhänderlösung schützt vor Kapitalabfluss
Die Regierung will Opel bis zum Einstieg von Magna einem Treuhänder übergeben, um das Unternehmen so vor den Auswirkungen einer Insolvenz der Konzernmutter GM zu schützen. Dieser solle verhindern, dass im Falle einer GM-Insolvenz deutsches Geld in die USA abfließe. Der Treuhänder solle noch am Wochenende eingesetzt werden.

Steinbrück sagte, es gebe darüber hinaus eine Einigung im Bund und mit den Ländern, einen Überbrückungskredit von 1,5 Milliarden Euro zu verbürgen. Diese Summe solle innerhalb von fünf Jahren in einen 4,5-Milliarden-Bürgschaftsrahmen für Magna überführt werden. Dies sei aber auch das letzte Angebot gewesen. Daran ändere auch die bevorstehende Bundestagswahl nichts. Die deutsche Regierung wolle signalisieren: "Wir sind da nicht erpressbar."

Wirtschaftsminister favorisierte Insolvenz
Der deutsche Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) sagte, er sei in dem sehr schwierigen Abwägungsprozess zu einer anderen Abschätzung der Risiken als die anderen Mitglieder der Bundesregierung gekommen. Seine Auffassung, Opel in eine geregelte Insolvenz gehen zu lassen, wäre aber auch mit hohen Risiken verbunden gewesen. In einer Gesamtschau sei die Bundesregierung zu der Auffassung gekommen, sich an der Opel-Rettung zu beteiligen, auch er selbst. "Es ist eine schwere Risikoabwägung gewesen und eine, die mich zu einem anderen Schluss gebracht hat, aber in der Gesamtschau können wir sie gemeinsam tragen."

Der Chef von General Motors Europe, Carl-Peter Forster äußerte sich erfreut über die Vereinbarung und sagte, für ihn sei Opel damit "im Moment absolut gerettet". Er schränkte dann aber ein: "Wir haben den ersten Schritt getan in eine neue Zukunft, aber die Zukunft ist noch nicht da." Noch gebe es nur eine Absichtserklärung, unterschriftsreif seien die Verträge noch nicht.

GM meldet voraussichtlich am Montag Insolvenz an
Die Rettung von Opel war in greifbare Nähe gerückt, nachdem sich Magna am Freitag grundsätzlich mit GM geeinigt hatte. Am Morgen hatte der zweite Interessent, der italienische Fiat-Konzern, seine Teilnahme an dem Spitzengespräch im Kanzleramt abgesagt. Daran beteiligten sich neben der Bundesregierung auch die Ministerpräsidenten, in deren Ländern Opel Werke betreibt. Die vier Länder sollen die Hälfte der Bürgschaften übernehmen.

In die Gespräche einbezogen war neben GM auch das US-Finanzministerium als Hauptgläubiger des Konzerns. General Motors wird wahrscheinlich am Montag Insolvenz anmelden. Mit der Zwischenfinanzierung soll Opel weitgehend aus dem Insolvenz-Strudel herausgehalten werden.

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