Manchester-Anschlag

Terror nach Popkonzert: 22 Tote, 60 Verletzte

Ausland
23.05.2017 10:40

22 Todesopfer, rund 60 Verletzte, unter ihnen zahlreiche Jugendliche und auch Kinder - das ist die schreckliche Bilanz nach einem blutigen Terroranschlag im britischen Manchester. Die Explosion in Europas größter Konzerthalle ereignete sich gegen 22.30 Ortszeit (23.30 Uhr MEZ) nach einem Konzert von US-Teeniestar Ariana Grande. Augenzeugen hörten einen Knall, als die Besucher gerade die Manchester Arena verließen. Bald war klar, dass sich ein Selbstmordattentäter im Foyer der Halle in die Luft gesprengt hatte - laut Zeugen mit einer Nagelbombe. Es dürfte sich um einen Einzeltäter handeln, auch ein angebliches Bekennervideo des IS kursiert bereits im Web.

Zeugen berichteten von einem "extrem lauten Knall" nach dem Konzert der 23-jährigen Grande. Die Konzerthalle, laut Homepage die größte geschlossene Arena Europas mit Platz für 21.000 Menschen (die Wiener Stadthalle fasst insgesamt 18.000 Menschen), musste evakuiert werden. Die Sängerin selbst sei wohlauf, teilten die Veranstalter mit. Das Konzert war vorwiegend von Teenagern und ihren Begleitpersonen besucht worden.

Michelle Sullivan, die mit ihren beiden Töchtern (zwölf und 15) bei der Veranstaltung war, sagte zur BBC: "Es war alles sehr furchterregend! Gerade als die Lichter ausgingen, hörten wir laute Explosionen und alle begannen zu schreien. Uns wurde immer nur gesagt: 'Lauft einfach weiter, hört nicht auf zu laufen!'" Ein Video, in dem man Menschen aus der Halle fliehen sieht, wurde auf Twitter gepostet und bereits tausendfach geteilt.

Polizei: "Halten Sie sich fern"
Auch die britische Polizei nutzte Twitter, um sich an besorgte Bewohner und Konzertbesucher zu wenden: Sie sollten sich von der Gegend fernhalten - auch weil pausenlos Feuerwehr-, Polizei- und Notarztfahrzeuge im Einsatz seien. Laut der Bahngesellschaft Northern Railway wurden Züge aus der nahe gelegenen Victoria Station angehalten und der Bahnhof gesperrt.

Angebliches Bekennervideo aufgetaucht
Bestätigt wurde von der Polizei, dass es sich bei dem Anschlag um ein Selbstmordattentat handelte. Der Attentäter, laut jüngsten Erkenntnissen ein Einzeltäter, sei tot in der Halle gefunden worden. Bei dem Anschlag dürfte eine Splitterbombe verwendet worden sein, da zahlreiche Augenzeugen berichtet hatten, nach der Explosion viele Nägel auf dem Boden der Konzerthalle liegen gesehen zu haben. Im Web kursiert ein angebliches Bekennervideo des IS.

Welle der Hilfsbereitschaft
Während Telefonnummern der Notfall-Hotline für besorgte Familienangehörige sowie der britischen Anti-Terror-Hotline via Radio veröffentlicht wurden, reagierte die Internet-Community sofort: Bald nach der Explosion waren die Themen "Ariana" und "Manchester" in den weltweiten Twitter-Trends. Fotos von vermissten Personen, die auf dem Konzert waren, wurden unter dem Hashtag #missinginmanchester geteilt. Twitter-Nutzer aus der Stadt boten unter dem Hashtag #roomformanchester auch Schlafmöglichkeiten und Mitfahrgelegenheiten für alle, die in den Vorfall verwickelt wurden, an. Auf Facebook wurde wieder der bereits bekannte "Safety Check" aktiviert - alle, die sich im betroffenen Gebiet befinden, können so ihre Facebook-Freunde darüber informieren, dass sie in Sicherheit sind.

Konzertbesucher: "Wie im Krieg! Überall lagen Menschen herum!"
Gegenüber BBC Radio 5 Live berichtete Konzertbesucher Josh Elliott: "Wir versuchten, so schnell wie möglich nach draußen zu gelangen. Rund um uns herum weinten und schrien alle! Überall waren Polizeiautos und wir wussten nicht, was überhaupt passiert." Eine andere Augenzeugin erzählte: "Alles ging so schnell, ich verstand gar nicht, was los war. Es gab einen lauten Knall und plötzlich liefen Hunderte Menschen auf uns zu. Sie trampelten einfach über Kinder und Teenager. Alle wollten nach draußen!"

Ein Mann, der gerade seine Frau und seine Tochter vom Konzert abholen wollte, sagte: "Es war wie in einem Kriegsfilm! Von der Wucht der Explosion wurde ich auf den Boden geschleudert und als ich wieder aufstand, sah ich überall Menschen herumliegen. 20 bis 30 Körper - ich weiß nicht, ob sie tot waren, aber sie sahen tot aus! Sie waren blutverschmiert." Der Mann rannte sofort ins Innere der Konzerthalle, um nach seiner Familie zu suchen: "Ich konnte meine Frau und meine Tochter nirgends finden! Draußen unter den Herumliegenden waren sie auch nicht. Ich war verrückt vor Angst. Gleichzeitig versuchte ich, so gut wie es nur ging, der Rettung zu helfen." Laut BBC hat der Mann seine Familie wiedergefunden.

Politik unter Schock, Wahlkampf ausgesetzt
Die britische Premierministerin Theresa May sprach in einer ersten Reaktion den Opfern und ihren Familien ihr Beileid und ihr Mitgefühl aus. "Das, was die Polizei als einen Terror-Angriff bezeichnet, ist jedenfalls ein Schock." Sie setzte die Wahlkampage ihrer Konservativen Partei aus. Eine Krisensitzung wurde einberufen.

Oppositionschef Jeremy Corbyn äußerte sich ebenfalls betroffen und erklärte, dass auch die Labour-Partei ihren Wahlkampf vorerst stoppen werde. Auch der Bürgermeister von Greater Manchester, Andy Burnham, sprach allen Familien, die bei dem Vorfall geliebte Menschen verloren haben, sein Beileid aus. Es sei "eine schreckliche und furchtbare Nacht für unsere wunderbare Stadt". Auf Twitter teilte er die Hashtags #missinginmanchester und #roomformanchester und schrieb, sie demonstrierten den wahren Geist der Stadt angesichts einer solch vernichtenden Tragödie.

Sir Richard Leese, der Vorsitzende des Stadtrats, sprach von einem "absolut schrecklichen Vorfall", der vor allem "sinn- und nutzlos" sei. Manchester sei eine stolze und starke Stadt, die nicht erlauben werde, dass die, die Angst säen, ihre Ziele erreichen.

Junge Fans als Terrorziel
Ariana Grande hat eine besonders junge Fangemeinschaft - durchschnittlich sind ihre Fans zwischen 14 und 24 Jahre alt. Ein schockierter Vater sagte: "Wir haben unserer Tochter die Konzertkarten zu Weihnachten geschenkt. Sie war mit ihrer besten Freundin dort, beide sind 14 Jahre alt. Sie sind wohlauf - Gott sei Dank!" Zahlreiche Eltern, die mit ihren Kindern beim Konzert waren oder sie abgeholt haben, fragen sich: "Warum würde jemand jemals eine Halle voller Kinder angreifen? Was ist der Zweck? Was will man damit beweisen?"

Die Sängerin wandte sich via Twitter an ihre Fans: "Ich bin gebrochen und es tut mir unendlich leid. Ich habe keine Worte für das, was geschehen ist." Vorerst wolle sie keine Konzerte mehr geben, hieß es.

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