Sorry, Stimme kaputt

“Bully” Herbig kommuniziert in Wien mit Täfelchen

Adabei
28.10.2011 12:55
Die Pressekonferenz zur österreichischen Premiere des deutschen Kinofilms "Hotel Lux" hat am Donnerstag mit einer Überraschung begonnen, denn der deutsche Komiker Michael "Bully" Herbig brachte aufgrund einer Stimmbandentzündung kein Wort heraus. Mit einem kleinen Täfelchen entschuldigte er sich in die Kameras, der Arzt erteilte absolutes Redeverbot.

Zu Wort kamen schließlich nur Regisseur Leander Haußmann und Co-Darstellerin Thekla Reuten, die Herbigs Gesten deuten durfte und ihn in manchen Belangen mit George Clooney verglich, mit dem sie in "The American" vor der Kamera stand.

"Beide sind lustig und erzählen gerne Anekdoten", meinte die niederländische Schauspielerin, "nehmen aber auch ihre Arbeit sehr ernst." Und wenn man schon Äpfel und Birnen vergleichen müsse, dann sei Bully der Apfel, schmunzelte Reuten. Sie habe ihn vor den Dreharbeiten gar nicht gekannt, ihn aber sofort als guten Schauspieler zu schätzen gelernt. Herbig spielt in dem Film den Varietékünstler Hans Zeisig, der während des Nationalsozialismus mit mehr Glück als Verstand nach Moskau fliehen kann, wo er auf die Kommunistin Frida (Reuten) ebenso trifft wie auf Stalin und dessen Geheimdienst-Schergen.

Politische Korrektheit nicht interessant
Haußmann betonte, er habe die Figur des naiven Hans Zeisig sehr minimalistisch und klar angelegt und statt auf Slapstick lieber auf Situationskomik gesetzt, um dem Schelmenroman gerecht zu werden. Politische Korrektheit habe ihn dabei überhaupt nicht interessiert: "Ich will eine Geschichte plausibel, spannend und unterhaltsam erzählen." Haußmann war selber im Kommunismus aufgewachsen und habe kürzlich auch die Stasi-Akte über ihn in die Hände bekommen: "Die liest sich zum Teil wie eine Kritik aus der 'Frankfurter Allgemeinen Zeitung', nur ein bisschen verständlicher."

Warum er das Scheitern des Kommunismus in dessen Kern zum Thema machte, begründete Haußmann mit den verlorenen Idealen unserer Gesellschaft. "Eine Idee, die im Ursprung gut ist, sich aber dann in Bürokratie und unglaublicher Brutalität verliert, das hat mich interessiert." Heute fehle jegliche Idee, auf der die Gesellschaft basieren könne, was auch das Entstehen der "Occupy"-Bewegung erkläre. Und da zeige der Bühnenkomiker Zeisig, dass man erst mal Mensch und bei sich bleiben müsse: "Ein bisschen mehr Tingeltangel, und die Welt wäre besser." Auch eine Fortsetzung mit Zeisig könne er sich vorstellen.

Foto: Viennareport

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(Bild: kmm)



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