Psychisch krank

Ehepaar brutal getötet: Pole wird eingewiesen

Österreich
03.08.2016 13:06

Wegen dreier aufsehenerregender Morde in Wien und im schwedischen Göteborg hat sich am Mittwoch ein 30-jähriger Mann in Wien vor Gericht verantworten müssen, der über seine Bluttaten völlig emotionslos berichtete. Der geistig kranke Angeklagte sah sich selbst verflucht, leidet seit mehr als zehn Jahren an einer massiven paranoiden Schizophrenie. Er wurde in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen.

Der Beschluss des Gerichts, der nach nur 45-minütiger Beratung erfolgte, ist bereits rechtskräftig. "Ich nehme das Urteil an", sagte der 30-jährige Angeklagte, der bereits seit seiner Verhaftung in der Sonderanstalt im niederösterreichischen Göllersdorf untergebracht ist und dort behandelt wird, sofort. Staatsanwältin Kristina Jahn verzichtete ebenfalls auf Rechtsmittel.

Der gebürtige Pole, der nicht nur in seiner Heimat, sondern auch in den Niederlanden, in Deutschland und in Großbritannien zum Teil einschlägig vorbestraft ist, leidet seit 2006 an der Geisteskrankheit, die jedoch bisher unbehandelt blieb. Seinen Lebensunterhalt bestritt er mit Einbrüchen, wobei es ihm nicht darum ging, große Beute zu machen, sondern sich in unbewohnten Häusern zu verköstigen, zu duschen und zu schlafen. Stimmen in seinem Kopf befahlen ihm, wohin er gehen soll.

Gummihandschuhe "als Signal gesehen"
Im vergangenen Jahr kam er mit dem Fahrrad über das tschechische Znaim nach Wien. Als ihm am Praterstern ein Bekannter Gummihandschuhe schenkte, "hab ich das als Signal gesehen, dass ich irgendwo einbrechen soll", berichtete der Angeklagte der Vorsitzenden des Schwurgerichts, Nina Steindl. Der 30-Jährige fuhr mit der U-Bahn nach Aspern und ließ sich auf einem verwilderten Grundstück nieder, wo er zunächst im Freien hauste.

Hunger und Durst dürften ihn schließlich dazu getrieben haben, in das Haus eines älteren Ehepaars einzudringen. Mit einem Hammer und einem Blech machte er sich daran, eine Tür des Hauses des 75-jährigen ehemaligen Bezirksrates und seiner 74 Jahre alten Frau aufzubrechen. Das Ehepaar wurde aufgrund des Lärms auf den Mann aufmerksam und ging in den Garten, um nachzusehen. Dort ging der 30-Jährige sofort auf das Paar los.

Sterbende Frau vergewaltigt, dann mit Spaten erschlagen
Der mit einem Messer bewaffnete Mann stach 38-mal auf den Pensionisten ein, dabei hielt er den Kopf seines Opfers fest, um mit der Waffe vor allem den Hals- und Nackenbereich zu treffen. "Der Tod ist sehr schnell eingetreten", sagte Gerichtsmediziner Christian Reiter. Die Frau des Ex-Politikers überlebte den Angriff des Polen zunächst, obwohl sie 29 Stichverletzungen erlitt. Der 30-Jährige verging sich an der sterbenden Frau, ehe er in das Haus des Paares ging, um sich zu duschen. Als er merkte, dass die Frau noch atmete, nahm er einen Spaten und schlug zu.

Der Sohn des Paares entdeckte in der Nacht auf den 22. Mai 2015 die übel zugerichteten Leichen seiner Eltern im Eingangsbereich bzw. im Garten des Hauses in der Böckingstraße. Am Körper der Frau hatte der Täter mit Holzlasur den Schriftzug "Tantal" hinterlassen, ehe er das Weite suchte. Er wurde Anfang Juni mit Europäischem Haftbefehl in Düsseldorf festgenommen und zur Strafverfolgung an die Wiener Justiz ausgeliefert.

"Die Halluzinationen sind ein Fluch"
Bisher hatte sich der Pole nicht dazu geäußert, was das Wort "Tantal" bedeutet. "Das ist ein griechischer Gott, der verflucht worden ist", sagte er nun vor Gericht. "So wie ich verflucht bin. Die Halluzinationen, an denen ich leide, sind ein Fluch", so der 30-Jährige, dessen rechter Unterarm den tätowierten Schriftzug "Dolce Vita" ziert.

Gegenstand der Verhandlung war auch eine Bluttat in Göteborg, die auf Ersuchen der schwedischen Behörden in das Wiener Verfahren einbezogen wurde. Wie sich bei den Ermittlungen herausstellte, wies die Bluttat in Aspern frappante Parallelen zu einem Mord an einem 79-Jährigen auf, den der Mann knapp vier Wochen vor der Wiener Bluttat in Schweden begangen hatte. Auch bei dem Fall in Schweden hatte der 30-Jährige mit Blut des Opfers "Tantal" auf den Boden geschrieben.

"Würden Sie es wieder machen?"
Der Antrag der Staatsanwaltschaft stützte sich auf ein psychiatrisches Gutachten von Karl Dantendorfer, demzufolge der 30-Jährige zum Tatzeitpunkt zurechnungsunfähig war und von ihm weiterhin Gefahr ausgeht. Der gebürtige Pole leidet an einer durchgehenden paranoiden Schizophrenie und ist dem Sachverständigen zufolge nicht schuldfähig, weshalb ihm kein Mordprozess gemacht werden konnte. "Als Sie die Toten vor sich liegen sahen, empfanden sie da was", fragte Richterin Steindl. "Nein", sagte der Angeklagte. "Ich wusste nicht, ob ich etwas Gutes oder Schlechtes tue." - "Würden Sie es wieder machen?", so Steindl. "Ja", sagte der 30-Jährige.

In der Sonderanstalt Göllersdorf wird er nun behandelt. "Ich bekomme Pillen, die mir guttun. Ich hatte dort nur eine Halluzination, dass ich ein Buch schreiben soll", sagte der 30-Jährige, der vor Gericht von Anwalt Victor Valent vertreten wurde. Der Mann wird nun ohne zeitliche Begrenzung so lange im Maßnahmenvollzug angehalten, bis Experten überzeugt sind, dass von ihm keine Gefahr mehr ausgeht.

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