Der Karzinom-Killer in Virenform trägt den Namen NV1020 und stammt vom so genannten Herpes-simplex-Virus (kurz HSV) ab, das allgemein als Verursacher der lästigen Lippenbläschen (im Volksmund als "Fieberblasen" bezeichnet) bekannt ist. Für die Nutzung als Krebs-Killer wurden bei dem NV1020-Virus bestimmt Gene ausgeschaltet, die es ihm normalerweise ermöglichen, sich in gesunden Zellen zu vermehren und sie dadurch zu zerstören. Durch gentechnische Manipulation kann sich NV1020 nur in Tumorzellen fortpflanzen, denn nur diese bieten eine Umgebung, die den Verlust der entnommenen viralen Gene ausgleicht. Die Folge: Das modifizierte Herpes-simplex-Virus vermehrt sich gezielt in den Krebszellen und zerstört diese, ohne das umliegende gesunde Gewebe zu schädigen.
"Das Virus läßt gesunde Zellen links liegen. Wir hoffen daher, dass wir es für den gezielten Angriff auf Krebszellen einsetzen können, ganz ohne Nebenwirkungen für den übrigen Körper", erklärte Alex Mescheder die Wirkungsweise von NV1020 bei einem Onkologen-Fachkongress in Lugano (Schweiz). Dort haben die Wissenschafter eines Biotech-Unternehmens in München die ersten vielversprechenden Ergebnisse einer Studie, an der sich sieben Krebszentren in den Vereinigten Staaten beteiligt haben, vorgestellt.
NV1020 könnte eine therapeutische Alternative bei Tumoren bieten, die nicht operativ entfernt werden können oder eine Resistenz gegen Chemo- oder Strahlentherapie entwickelt haben.
Herpes-Viren (HSV) gibt es in vielen Variationen. Hauptangriffsziele dieser Viren sind Haut und Schleimhäute. Dabei löst HSV 1 vor allem die typischen Hauterscheinungen im oberen Körperbereich aus, also an Lippe (Herpes labialis), Nase (Herpes nasalis), Gesicht (Herpes facialis) und Auge. HSV 2 betrifft mit ähnlichen Krankheitsanzeichen Genitalien und After (Herpes genitalis). Ein Drittel dieser Geschlechtskrankheit löst HSV 1 aus.
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