Bahnbrechende OP

GB: Gesicht mittels 3D-Drucker wiederhergestellt

Wissenschaft
12.03.2014 14:48
In England ist es einem Team von Chirurgen gelungen, mithilfe von Bauteilen aus dem 3D-Drucker das Gesicht eines 29-jährigen Mannes wiederherzustellen, der bei einem schweren Motorradunfall massive Schädelverletzungen erlitten hatte. In England wird der erfolgreiche Eingriff bereits als Start in die Zukunft der rekonstruierenden plastischen Chirurgie gefeiert.

"Ich kann mich nicht an den Unfall erinnern. Ich erinnere mich an die fünf Minuten davor und daran, ein paar Monate später im Krankenhaus aufgewacht zu sein", erzählte der 29-jährige Motorradfahrer Stephen Power. 2012 war er in einen schweren Unfall verwickelt, bei dem er sich trotz Helm schwere Kopfverletzungen zuzog. "Ich habe mir beide Wangenknochen, den Oberkiefer und die Nase gebrochen und hatte einen Schädelbruch", sagte Power der britischen TV-Anstalt BBC.

Nach einigen Monaten konnte er das Krankenhaus zwar wieder verlassen, seinem Gesicht sah man den Unfall jedoch deutlich an. Aus Scham über sein Aussehen trug Power fortan meist Sonnenbrillen und Hüte in der Öffentlichkeit. Nach dem erfolgreichen Eingriff, bei dem sein Gesicht mithilfe von Teilen aus dem 3D-Drucker wiederhergestellt wurde, hat er nun neues Selbstvertrauen gefasst.

Schädel digitalisiert und passende Teile gedruckt
Gelungen ist die Rekonstruktion seines Gesichts nur dank moderner Technologie. Ärzte des britischen Zentrums für angewandte rekonstruierende Operationstechnologien unter der Leitung von Adrian Sugar, einem Experten für rekonstruierende plastische Chirurgie, haben den komplizierten Eingriff vorgenommen.

Für die Rekonstruktion mussten vorab Powers Wangenknochen nochmals gebrochen werden, zudem wurde Powers Schädel mittels Computertomographie digitalisiert und mithilfe eines 3D-Druckers ein Modell des Schädels angefertigt. Anschließend wurden die Teile, die zur Rekonstruktion des ursprünglichen Zustands nötig waren, an den Schädel-Ausdruck angepasst, bis deren genaue Maße bekannt waren.

Gedruckt wurden die Bauteile, die in Powers Schädel eingesetzt wurden, schließlich von einem belgischen 3D-Druckspezialisten. Als Material kam Titan zum Einsatz, das den widrigen salzig-feuchten Bedingungen im menschlichen Körper auch langfristig widerstehen soll. Die Operation selbst dauerte acht Stunden. Sofort nach dem Aufwachen bemerkte Power den Unterschied. "Es hat mein Leben total verändert", freut sich das Unfallopfer.

3D-Druck ermöglicht bislang unbekannte Präzision
Auch bei den verantwortlichen Chirurgen sorgt der gelungene Eingriff für Euphorie. "Ich denke, das ist unvergleichlich. Die Resultate spielen in einer anderen Liga als alles, was wir bislang getan haben", sagt der für die Gesichtsrekonstruktion verantwortliche Adrian Sugar. Ihm hat es vor allem die Präzision angetan, mit der Implantate mittels 3D-Drucker hergestellt werden können. "Es erlaubt uns, weit präziser zu sein. Ratespiele sind nicht gut genug", so der Medizinpionier.

Der 3D-Druck könnte nach der erfolgreichen OP an Power künftig auch anderen Opfern schwerer Unfälle helfen, ihr altes Aussehen zurückzuerlangen. 3D-Druck sei bereits dafür geeignet, "in einzelnen wirklich komplizierten Fällen verwendet zu werden", erklärt auch Sugars Kollege Sean Peel. Momentan seien Eingriffe wie jener an Powers allerdings noch ein komplizierter, langwieriger Prozess. "Der nächste Sieg wäre, diese Prozesse und Technologien auf breiterer Front einzusetzen, wenn die Kosten sinken und die Designwerkzeuge besser werden", so Peel.

Beim 3D-Druck handelt es sich um eine Technologie, bei der Gegenstände mithilfe spezieller Hardware Schicht für Schicht aus Materialien wie Plastik oder Metall "ausgedruckt" werden. Während Plastikgegenstände aus dem 3D-Drucker dank sinkender Hardwarekosten zunehmend an Verbreitung gewinnen, bleibt 3D-Druck mit Metall spezialisierten Unternehmen vorbehalten. Beim Metall-3D-Druck, dem sogenannten Lasersintern, wird nämlich ein Metallpulver Schicht für Schicht aufgetragen und anschließend mithilfe eines starken Lasers geschmolzen und fixiert. Das erfordert teure Spezialanlagen.

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