Hightech-Flaggschiff

KTM 1290 Super Adventure S: Die beste Reiseenduro?

Motor
12.02.2017 16:56

"Super Adventure" hat KTMs Reise-Flaggschiff schon bisher geheißen, und auch schon bisher zu Recht. Doch erst jetzt mit der brandneuen S-Version ist die KTM 1290 Super Adventure auch erste Wahl für Feingeister. Das blitzsaubere semiaktive Fahrwerk, durchdachte Hightech-Details und der endlich auch unten herum geschmeidige 1,3-Liter-V2 lassen nicht nur Freude, sondern Begeisterung aufkommen.

Zunächst müssen wir ein wenig Klarheit in das fünf Modelle umfassende Adventure-Programm der Mattighofener bringen. Den Einstieg markiert die 1090 Adventure mit ihrer offroadorientierten R-Schwester. Sie ersetzt die 1050, der 1050-ccm-V2 leistet nun 125 statt 95 PS (alternativ wird eine auf A2-Niveau drosselbare 95-PS-Ausgabe angeboten) und liefert 108 Nm bei 6500/min.

Eine 1190 steht nicht mehr im Katalog, dafür gibt es die 1290 Super Adventure mit dem fetten 1,3-Liter-V2 jetzt als S, R und T. Die T entspricht im Wesentlichen der alten 1290 Super Adventure, mit 30-Liter-Tank, semiaktivem Fahrwerk, Halogen-Hauptscheinwerfer und LED-Kurvenlicht. R und S haben die neue Frontmaske samt LED-Scheinwerfer und integriertem Kurvenlicht sowie das neue 6,5-Zoll-Farbdisplay, ihr Tank fasst 23 Liter. Die R ist mit verlängerten Federwegen und 21"/19"-Speichenrädern, aber konventionellem Fahrwerk dem Geländeeinsatz zugetan, während die S mit allen verfügbaren Hightech-Schmankerln nicht nur das Topmodell der Oberösterreicher ist, sondern sich auch von sämtlichen Konkurrenten absetzt. Sie ist Gegenstand dieses Berichts.

Super Adventure S - Ready to Reise
Die KTM 1290 Super Adventure S sticht schon auf den ersten Blick ins Auge. Ihre ungewöhnliche Maske beherbergt die neue LED-Scheinwerfereinheit, in die nun auch das LED-Kurvenlicht integriert ist. Der senkrechte Spalt in der Mitte sorgt für die ebenso einfache wie zuverlässige Kühlung der sensiblen Anlage. Bei Schräglagen von 12, 18 bzw. 25 Grad schalten sich eine, zwei oder drei LEDs dazu. Die Zeiten schlechter Sicht bei Nachtfahrten sind damit vorbei. Die Zeiten des in der Hosentasche vergessenen Zündschlüssels auch, der Funkschlüssel ist serienmäßig.

Der V2-Motor - endlich eine Wohltat
An Leistung und Nachdruck hat es dem 1301-ccm-Triebwerk noch nie gemangelt, 140 Nm bei 6750/min. sowie 160 PS halten manche sogar für übermotorisiert. Ein echter Kritikpunkt waren jedoch die ruppigen Manieren des V2 unterhalb von 2500 Touren, wo zum Beispiel BMWs Boxer-GS brilliert. Dank Feinschliff am Motor (unter anderem neu entwickelte Resonatoren) sind diese Probleme nun ausgestanden, im dritten Gang dreht der Vierventiler schon aus Kellertiefen unter 1500/min. klaglos hoch, ohne mit der Kette zu schlagen. Wie bisher liegen bei 2500/min. bereits 108 Nm an.

Der Motor geht grundsätzlich weich ans Gas, beschleunigt aber derart fulminant, dass kein Auge trocken bleibt, und spart sich lästige Vibrationen, bis er bei 10.000/min. sanft in den Begrenzer läuft, was kurz vorher vom großflächig rot blinkenden Display angekündigt wird. Ich bin geneigt, vom besten Motor einer großen Reiseenduro zu sprechen, der momentan zu haben ist.

Wer sich in manchen Situationen von der Power überfordert fühlt, kann statt Sport oder Street in den Fahrmodus "Rain" schalten, der ebenso wie "Offroad" die Motorleistung auf 100 PS begrenzt. Wirklich notwendig erscheint mir das auf der Straße nicht, da die schräglagenabhängige Traktionskontrolle so sanft regelt, dass man ihren Einsatz tatsächlich nur am blinkenden Symbol am Display erkennt. Auch das Kurven-ABS spricht extrem feinfühlig an. Es verfügt übrigens über einen Offroad-Modus (Hinterrad-ABS ist dabei inaktiv), und abschaltbar ist es auch.

Geschaltet wird serienmäßig per Quickshifter, optional per Quickshifter+, dann also auch nach unten. Das funktioniert tadellos, unabhängig von der Gasgriffstellung. Man kann also außer zum Anfahren und Anhalten komplett auf die Verwendung des Kupplungshebels verzichten - was beinahe schade ist, denn durch die besondere Auslegung der Anti-Hopping-Kupplung werden die Bedienkräfte verringert.

Ebenfalls optional ist die elektronische Motorschleppmoment-Regelung, also die geregelte Motorbremse.

Super-Sportler fürs Kurvenreich
Das semiaktive WP-Fahrwerk ist serienmäßig an Bord. Je nach Beladung kann man vorne wie hinten die Federvorspannung in vier Stufen einstellen, die Dämpfung von Gabel und Federbein lässt sich zwischen Comfort, Street, Sport und Offroad variieren. Vom entspannten Gleiten bis zum harten Kurvenräubern ist also jederzeit für die richtige Fahrwerksabstimmung gesorgt. Die variablen Dämpfer passen sich in Echtzeit an die Fahrbahnbedingungen und den Fahrer an und sorgen so auch dafür, dass das Bike beim Bremsen nicht so weit in die Gabel taucht.

So wird man mit der KTM zum König des Kurvenreichs, denn sie ist nicht nur stark, sondern auch handlich. Mit 238 kg inklusive vollem 23-Liter-Tank gehört sie zu den Leichtgewichten ihrer Klasse. Aluguss-Räder in 19" vorne und 17" hinten bieten mit 200 mm Federweg einen straßenorientierten Kompromiss zwischen Asphalt und leichtem Gelände.

Für perfekte Ergonomie lässt sich nicht nur die Sitzhöhe zwischen 860 und 875 mm variieren und der Lenker verstellen, sondern auch die Fußrasten um 10 mm nach vorne unten verlegen. Dadurch würde sich wahrscheinlich auch beheben lassen, dass ich mit meiner rechten Ferse an der Auspuffabdeckung anstoße, wenn ich mit dem Fußballen auf der Raste stehe.

Die KTM 1290 Super Adventure S ist auch bestens für schnelle Autobahnetappen gerüstet. Ihr effektiver Windschild ist während der Fahrt manuell achtstufig um fünf Zentimeter höhenverstellbar - vor allem aber dürften sie in Mattighofen eine Lösung für die Pendelanfälligkeit bei voll beladenen Koffern gefunden haben. Diese sind nun nicht mehr fest, sondern schwimmend gelagert, also beweglich angebracht.

Top-Tablet als Display
Völlig einzigartig im Motorradbereich ist das in der Neigung verstellbare Gorillaglas-Dashboard der KTM. Es misst 6,5 Zoll und zeigt jederzeit gestochen scharf in toller Auflösung an. Es ist blendfrei, gegen Fingertapper und sonstige Flecken beschichtet und weitreichend konfigurierbar. So lässt sich eine Favoritenseite mit bis zu acht Punkten frei bestücken.

Optional lassen sich darüber auch am Handy ankommende Anrufe annehmen oder auch Musik hören, wenn ein Telefon über Bluetooth gekoppelt ist. Aktiv jemanden anrufen kann man nicht, diese Funktion wurde aus Sicherheitsgründen nicht integriert. Für das Handy ist seitlich vom Display ein wasserdichtes Fach vorgesehen, in dem sich auch eine USB-Buchse befindet.

Bedient wird das Ganze über vier (beleuchtete!) Tasten am linken Lenkergriff. Zwei davon lassen sich frei belegen, ansonsten surft man mit allen vieren durch die Menüs. Wenn man sich etwas damit beschäftigt, kennt man sich schnell aus - dennoch sollte zumindest die Griffheizung einen eigenen Schalter haben.

Das Einzige, was fehlt, ist ein in das Bedienkonzept integriertes Navigationssystem. Es gibt lediglich eine Halterung für ein mobiles Navi.

Unterm Strich
Die KTM 1290 Super Adventure S ist das Nonplusultra der Reiseenduros. Ihre Elektronik ist absolut up to date oder sogar der Konkurrenz voraus und zum großen Teil sogar serienmäßig. Der Einstiegspreis liegt bei 19.398 Euro, inklusive dem semiaktiven WP-Fahrwerk, dem herausragenden Display, der schwimmenden Kofferaufhängung, dem Quickshifter und schräglagenabhängiger Traktionskontrolle/ABS. Heizgriffe, Motorschutz, Motorschleppmoment-Regelung, Hillholder etc. kos verfeinern kann.

Mit dieser aktuellen Version des Flaggschiffs wird man nun also nicht nur im Quartett gewinnen, sondern auch in freier Wildbahn vorne sein.

Warum?

  • Die Stärken weiter verbessert, die Schwächen ausgemerzt

Warum nicht?

  • Auch die "kleine" Schwester 1090 bietet schon richtig viel Motorrad und wird vielen völlig ausreichen.

Oder vielleicht …

… BMW R 1200 GS, Ducati Multistrada, BMW S 1000 XR, Aprilia Caponord, Triumph Tiger Explorer, Kawasaki Versys

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