Im Schnitt 17,4 Meter

Unsere Gletscher verloren 2012 extrem viel Eis

Wissenschaft
12.04.2013 12:05
Für die heimischen Gletscher war 2012 kein gutes Jahr: Wie der Gletscherbericht des Oesterreichischen Alpenvereins (OeAV) zeigt, sind im Vorjahr 98 Prozent der Ferner zurückgeschmolzen. Ein zu warmer Spätwinter und Sommer führten trotz Schneerekorden am Alpennordrand zu einem durchschnittlichen Rückgang von 17,4 Metern.

98 Prozent der untersuchten Gletscher - im Bild der Litzner-Gletscher 1992 (links) und 2012 (rechts) - seien zurückgeschmolzen, so die Experten des OeAV. "Lediglich zwei der 95 gemessenen Gletscher sind stationär gelieben und keiner davon ist, wie schon im Jahr davor, vorgestoßen", erklärte Andrea Fischer, Leiterin des OeAV-Gletschermessdienstes. 13 Gletscher seien sogar mehr als 30 Meter zurückgegangen, davon acht mehr als 40 Meter, fügte sie hinzu.

Rekordschmelze bei Pasterze-Gletscher
Der größten Rückgang wurde auf der Pasterze in der Glocknergruppe festgestellt, wo sich der Gletscher um 97,3 Meter zurückbildete. Das sei ein negativer Höhepunkt in der Geschichte der Gletschermessung seit 1879, sagte Fischer. "Noch nie ist die Eiszunge am Fuße des Großglockners so stark zurückgeschmolzen. In den Jahren zuvor waren es noch Minus 40,3 Meter beziehungsweise Minus 24,7 Meter", berichtete die Gletscher-Expertin.

Auch der Gepatschferner im Kaunertal verzeichnete mit einem Rückgang von 72,7 Metern besonders starke Verluste. Der Waxeggkees im Zillertal mit minus 52 Metern und der Viltragenkees im Venediger Gebiet mit einem Rückgang von 46,5 Meter liegen ebenso deutlich über dem durchschnittlichen Wert. "Vor allem die großen Gletscher befinden sich zur Zeit in einem sehr starken Rückgang", erklärte Fischer.

Zu warmer Spätwinter und Sommer
Schuld an den Rückgängen seien die überdurchschnittlich hohen Temperaturen im vergangenen Jahr, meinte die Forscherin. "Der Niederschlag im Winter war außerdem sehr ungleichmäßig verteilt. So hat der Alpennordrand extreme Schneefälle abbekommen, im Süden lagen die Schneemengen aber stark unter dem Durchschnitt." Dadurch hätten manche Gletscher erst im Spätwinter ihre schützende Schneeschicht erhalten, erläuterte Fischer.

Eine ausgeglichene Massenbilanz der heimischen Gletscher, also eine gleichbleibende Gletscherdicke, ist seit den 1980er-Jahren selten geworden. Die letzte leicht positive Massenänderung an einigen Gletschern gab es im Jahr 2004.

Gletscher werden nicht verschwinden
Trotz des starken Rückgangs der heimischen Gletscher in den vergangenen Jahren werden die Eisriesen auch in Zukunft nicht vollkommen verschwinden, zeigte sich Fischer, am Rande der Vorstellung des "Gletscherberichts 2010/11" in Innsbruck zuversichtlich: "Der zunehmende Schutt auf den Gletschern hilft über die warmen Perioden hinweg."

"Ich halte ein Szenario, welches das vollkommene Verschwinden der Gletscher voraussagt, für sehr unwahrscheinlich", sagte Fischer. Durch das verstärkte Abschmelzen des Eises würde der Schutt, der sich normalerweise im Eis befinde, auf der Gletscheroberfläche zunehmen, erläuterte die Expertin. "Durch den Schutt kann die Energie der Sonnenstrahlung nicht mehr bis zum Eis durchkommen", erläuterte Fischer.

Für diesen Schutzeffekt müsse die Schuttschicht jedoch mehrere Dezimeter dick sein. Bei nur wenig Schutt würde diese jedoch wie eine Heizung wirken und das Abschmelzen verstärken. "Derartige dick bedeckte Gletscherblöcke können über 5.000 Jahre hinweg gleich bleiben", so Fischer.

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