Schnee wird dunkel

Ruß lässt Himalaya-Gletscher schneller schmelzen

Wissenschaft
22.02.2011 12:25
Egal ob in den Alpen oder im Himalaya-Gebirge: Die Hauptursache der Gletscherschmelze ist die Klimaerwärmung. Einen Beitrag leisten aber auch Rußablagerungen, wie das Schweizer Paul Scherrer Institut (PSI) in Villigen am Montag mitteilte. Durch diese heizten sich nämlich die Giganten aus Eis und Schnee stärker auf.

Ruß entsteht, wenn Brennstoffe wie Kohle, Öl oder Holz unvollständig verbrannt werden. Die Teilchen werden von Winden weggetragen und gelangen bis auf höchste Gipfel. Setzen sie sich auf hellen Oberflächen wie Gletschern ab, werden diese dunkler - was dazu führt, dass sie weniger Sonnenstrahlung reflektieren und sich so stärker aufheizen. Wie viel dies zur Gletscherschmelze beiträgt, war bisher nicht klar.

Ein Forschungsteam um Margit Schwikowski vom PSI hat die Frage nun im Himalaya-Gebirge untersucht. Dazu entnahmen die Wissenschaftler an der Nordflanke des Mount Everests auf 6.500 Metern Höhe einen 108 Meter langen Eisbohrkern. Darin ließ sich detailliert verfolgen, welche Spurenstoffe vom Jahr 1860 bis heute im Schnee enthalten waren.

Am meisten Ruß im Winter und Frühjahr
Unter anderem bestimmten die Forscher mit einem Lasergerät, wie viel schwarzen Ruß die Schneeschichten enthielten. Wie sie im Fachmagazin "Geophysical Research Letters" berichten, waren die Messungen so genau, dass sich sogar Schwankungen innerhalb einzelner Jahre ausmachen ließen.

Es zeigte sich, dass die Menge der Rußablagerungen während des Jahres stark schwankt. Sie ist im Winter und Frühjahr am größten, wenn Winde aus Südwest den Ruß aus Südasien und dem Nahen Osten in den Himalaya transportieren. Im Sommer ist die Rußmenge deutlich geringer - der Monsunregen wäscht die Partikel aus der Atmosphäre.

Senkung der Emission könnte helfen
In den Wintermonaten trage der Ruß etwa gleich stark zur Schmelze der Gletscher bei wie die Klimaerwärmung, so Margit Schwikowski. Weil der Großteil des Rußes wohl vom Menschen in die Atmosphäre entlassen wird, würde eine Senkung der Emissionen zur Verlangsamung der Gletscherschmelze beitragen.

Insgesamt trägt Ruß seit 1975 dreimal mehr zur Gletscherschmelze im Himalaya bei als in vorindustrieller Zeit. Bis 1990 beobachteten die Forscher einen Anstieg, seither bleibt der Rußgehalt etwa konstant. Das dürfte darauf zurückzuführen sein, dass der Schadstoffausstoß in Osteuropa und der ehemaligen Sowjetunion gesunken ist.

Nun wollen die PSI-Forscher um Margit Schwikowski abklären, welche Rolle der Ruß für die Gletscher in der Schweiz spielt. Untersucht wird in dem bereits laufenden Projekt auch, inwieweit Algen dazu beitragen, dass die Gletscheroberfläche im Spätsommer dunkler wird und sich dadurch rascher aufheizt.

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