Waffen erbeutet

Taliban eroberten Militärbasis in Kunduz

Ausland
30.09.2015 19:09
Zwei Tage nach der Eroberung von Kunduz haben die Taliban eine wichtige Militärbasis am Nordrand der afghanischen Provinzhauptstadt sowie Waffen und Munition erobert. "Rund 60 Soldaten der Nationalarmee haben sich den Taliban ergeben", sagte das Provinzratsmitglied Zayed Sadat am Mittwoch.

Sein Kollege Aminullah Ayuddin sagte: "Die Soldaten haben ein Abkommen getroffen, wonach sie im Tausch gegen ihr Leben die Hälfte ihrer Waffen und Munition den Taliban überlassen." Die Taliban hätten die Soldaten daraufhin abziehen lassen. Die Basis Bala-e-Hissar war wichtig, um die Straße zum Grenzort Sher Khan Bandar an der tadschikischen Grenze zu sichern.

Rückeroberung zeigte keine Wirkung
Die Gegenoffensive der afghanischen Sicherheitskräfte zur Rückeroberung der Stadt Kunduz zeigte unterdessen keine Wirkung. Die Taliban rückten auf den Flughafen am Stadtrand vor. "Die Taliban haben die ganze Nacht angegriffen", sagte Provinzratsmitglied Sadat. Die Gegend um den Flughafen und das frühere deutsche Feldlager wird bisher von Regierungstruppen gehalten.

Ein US-Militärsprecher in Kabul sagte, US-Streitkräfte hätten in der Nacht zwei Luftangriffe in der Nähe des Flughafens geflogen. In der Gegend von Kunduz sei außerdem eine "begrenzte" Anzahl ausländischer Soldaten, um die afghanischen Sicherheitskräfte "zu beraten und zu unterstützen". Angaben zur Nationalität der Soldaten machte er nicht.

"Habe ernste Zweifel an der Fähigkeit der Regierung"
Sadat sagte, zusätzliche Truppen auf dem Landweg würden von den Aufständischen aufgehalten. "Die Verstärkungen aus Kabul und Takhar sind in Hinterhalte geraten und konnten Kunduz nicht erreichen. Ich habe ernste Zweifel an der Fähigkeit der Regierung, Kunduz zurückzuerobern, wenn sie nicht einmal erfolgreich Verstärkung schicken kann."

Zwei Jahre nach dem Abzug der NATO-Truppen aus Kunduz hatten die radikalislamischen Taliban die Stadt am Montag überrannt. Zuletzt waren dort deutsche Soldaten stationiert. Kunduz ist die erste Provinzhauptstadt, die seit dem Sturz des Taliban-Regimes Ende 2001 von den Aufständischen erobert wurde.

Die NATO hatte Ende 2014 ihren Kampfeinsatz in Afghanistan beendet. Die vor allem zu Ausbildungs- und Beratungszwecken im Land verbliebenen gut 13.000 ausländischen Soldaten sollen bis Ende 2016 vollständig abziehen. Die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen betonte am Mittwoch jedoch erneut, das tatsächliche Ende des Einsatzes, werde von der Sicherheitslage vor Ort abhängen: "Man kann nicht am starren Muster den Rückzug festlegen, sondern wir haben gemeinsam festgelegt, dass wir uns von der Lage abhängig zurückziehen wollen", sagte sie in Berlin.

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