Strenge Trennung

Saudi-Arabien baut Industriestadt nur für Frauen

Ausland
13.08.2012 16:50
In Saudi-Arabien herrscht strikte Geschlechtertrennung, Frauen dürfen in dem streng islamischen Königreich nicht einmal Auto fahren. Einen fairen Zugang zum Arbeitsmarkt haben sie kaum. Um ihre Chancen zu verbessern, wurde jetzt ein ungewöhnliches und wohl einzigartiges Projekt initiiert: ganze Industriestädte ausschließlich für weibliche Berufstätige. Die erste "Frauen-Stadt" soll bereits 2013 fertig sein und 5.000 neue Arbeitsplätze bieten.

Frauen müssen in Saudi-Arabien in der Öffentlichkeit bodenlange schwarze Gewänder und Kopftücher tragen. Private oder berufliche Kontakte zwischen Männern und Frauen, die nicht miteinander verheiratet oder eng verwandt sind, verbietet das Gesetz in dem islamischen Königreich. Nur 15 Prozent der saudischen Berufstätigen sind Frauen - und diese sind fast ausschließlich dort tätig, wo Männer nicht zugelassen sind.

Geschäftsfrauen ergriffen die Initiative
Um den Frauen künftig einen besseren Zugang zum Arbeitsmarkt und größere finanzielle Unabhängigkeit zu ermöglichen, sollen deshalb ganze Industriestädte errichtet werden - in denen dann ausschließlich weibliche Arbeitskräfte tätig sind. Der ungewöhnliche Plan geht auf die Initiative einer Gruppe von saudi-arabischen Geschäftsfrauen zurück, berichteten arabische Medien. Ein erstes Pilotprojekt sei bereits von Modon, der für industrielle Entwicklung zuständigen Behörde, in Auftrag gegeben worden, vier weitere befinden sich demnach in der Planungsphase.

Schon im kommenden Jahr soll die erste "Frauen-Stadt" in Hofuf, einer boomenden Wirtschaftsmetropole im Osten Saudi-Arabiens, schlüsselfertig sein, berichtete die britische Tageszeitung "The Guardian" unter Berufung auf Behördenvertreter. Von der Regierung, die eine höhere Frauenquote am Arbeitsmarkt fordert, sei das Vorhaben einem Sprecher zufolge bereits abgesegnet worden. "Ich bin überzeugt, dass Frauen ihre Effizienz beweisen und in jenen Branchen glänzen werden, die ihren Interessen, ihrem Wesen und ihren Fähigkeiten am besten entsprechen", zitierte der "Guardian" den Vizechef von Modon, Saleh al-Raschid.

5.000 Arbeitsplätze für Frauen
Das Vorhaben in Hofuf soll jedenfalls rund 5.000 neue Arbeitsplätze für Frauen schaffen, den Medienberichten zufolge etwa in der Textilbranche, der pharmazeutischen Industrie und der Nahrungsmittelproduktion. Das Gebiet für die neue Industriestadt sei laut Modon aufgrund ihrer Nähe zu Wohngebieten ausgewählt worden und ermögliche den Frauen eine unkomplizierte An- und Abfahrt zum Arbeitsplatz. Um "den Arbeiterinnen ihre Privatsphäre gemäß den islamischen Verhaltensregeln" zu ermöglichen, werde der Standort den Arbeitsbedingungen der Frauen angepasst, ergänzte die Behörde in einer Stellungnahme.

Saudi-Arabien gerät aufgrund der systematischen Diskriminierung von Frauen immer wieder in die Kritik internationaler Menschenrechtsgruppen. Im September des Vorjahres hatte König Abdullah dann einen zaghaften Schritt in Richtung Lockerung der strengen Geschlechtertrennung unternommen. Er kündigte an, dass Frauen ab 2015 das Wahlrecht zugesprochen werde - wenn auch vorerst nur auf kommunaler Ebene (siehe Infobox). Beobachter interpretierten die Maßnahme des greisen Monarchen als Meilenstein auf dem Weg zu einer rechtlichen Aufwertung der weiblichen Bürger und als Konzession an den arabischen Frühling.

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