"Er ist schwul"

Iran: 18-Jähriger steht vor seiner Hinrichtung

Ausland
08.08.2010 16:51
Im Iran droht erneut die Hinrichtung eines jungen Mannes, der der Homosexualität und einer versuchten Vergewaltigung für schuldig befunden wurde. Der 18-jährige Ebrahim Hamidi soll gehängt werden, obwohl es nach Angaben von Menschenrechts-Organisationen keine Beweise gibt. Sogar das vermeintliche Vergewaltigungsopfer habe dementiert, schreibt "Spiegel Online" am Sonntag.

Hamidi war am 21. Juni von einem Provinzgericht im Iran zu Tode verurteilt worden, weil er versucht haben soll, einen Mann zu vergewaltigen. Jetzt, da die Hinrichtung unmittelbar bevorsteht, versucht die britische Menschenrechts-Organisation Outrage und das Portal Gay Middle East den 18-Jährigen zu retten.

Grund für die Anklage Hamidis war offenbar ein öffentlicher Streit zwischen Hamidis Familie und der des vermeintlichen Opfers. Hamidi und drei weitere Jugendliche, Freunde von Ebrahim Hamidi, wurden vor zwei Jahren in einem Vorort der iranischen Stadt Tabriz bei einer Auseinandersetzung beider Familien von der Polizei festgenommen und verhört.

Geständnis nach drei Tagen Haft
Nach drei Tagen im Gefängnis hatte Hamidi die Tat gestanden - angeblich sei er dabei aber gefoltert worden, sagte sein Anwalt, Mohammad Mostafaei, der auch die Iranerin Sakineh Mohammadi Ashtiani vertritt, die gesteinigt werden soll (siehe Infobox). Ob er seinen Klienten vor Gericht verteidigen kann, ist aber unklar. Mostafaei ist dieser Tage nach Norwegen geflüchtet.

Laut Polizeibericht hätten die vier Jugendlichen dem jungen Mann, der sie später beschuldigte, die Hose runtergezogen, um ihn zu vergewaltigen, wozu es jedoch nicht gekommen sei. Zudem bestreite Hamidi, homosexuell zu sein.

Inzwischen hat nach Angaben von Gay Middle East und dem Anwalt Hamidis das vermeintliche Opfer seine Anklage sogar zurückgezogen - und zugegeben, dass es den Überfall nur erfunden habe. Doch obwohl der Oberste Gerichtshof des Iran einen Schuldspruch in der Sache zweimal aufgehoben und an das Provinzgericht zurückverwiesen hatte, kann das Urteil jetzt jederzeit vollstreckt werden.

Immer wieder Todesurteile gegen schwule Männer
Jetzt rufen Gay Middle East und Outrage Menschen auf der ganzen Welt auf, bei ihren Botschaftern und Außenministerien Protest gegen die Hinrichtung einzulegen. Peter Tatchell, Mitbegründer von Outrage, hat dem britischen Außenminister William Hague bereits einen Brief geschickt und ihn dazu aufgefordert, sich dringend in der Angelegenheit einzuschalten, um die Hinrichtung des 18-Jährigen aufzuhalten.

Im Iran werden immer wieder schwule Männer zum Tode verurteilt. Seit der Islamischen Revolution wurden mehr als 4.000 homosexuelle Männer an Baukränen erhängt. Eine wegen homosexueller Handlungen verurteilte Person kann im Iran entweder mit 99 Peitschenhieben bestraft oder erhängt werden. Peitschenhiebe gibt es bereits dann, wenn zwei Männer "unnötigerweise" gemeinsam unter einer Decke schlafen - selbst wenn es keinen sexuellen Kontakt gegeben hat, schreibt "Spiegel Online".

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