Musik erleben

Mozart in der Karibik: “Fantasia Music Evolved”

Spiele
16.11.2014 09:00
Dirigenten schwitzen - vermutlich weil das Herumgefuchtel mit dem Taktstock derart anstrengend ist. Glauben Sie nicht? Dann belehrt Sie Disneys "Fantasia Music Evolved" jetzt eines Besseren und nimmt Sie zugleich mit auf eine faszinierende musikalische Reise, angesiedelt im Spannungsfeld zwischen Lady Gaga und Wolfgang Amadeus Mozart.

Mit "Guitar Hero" haben die Entwickler von Harmonix anno 2006 Musikgames populär gemacht. Jetzt meldet sich die US-Spieleschmiede mit ihrem neuesten Streich zurück. Das "Fantasia Music Evolved" zugrundeliegende Spielprinzip ist jenem von "Guitar Hero" bzw. "Rock Band" sehr ähnlich, nur die Ausführung ist eine andere: Anstatt Noten im Rhythmus per entsprechendem Plastik-Controller anzuschlagen, erfolgt das Musizieren hier unter Zuhilfenahme der Arme mittels Microsofts Kinect.

Zu viel Lärm in der Welt
Als angehender Zauberlehrling, der in die Fußstapfen Micky Maus tritt, gilt es mithilfe altbekannter und neuer Kompositionen, den Lärm aus der Welt zu verjagen. Voraussetzung dafür ist, dass die über 30 Stücke und Songs aus Klassik, Pop und Dance korrekt "gespielt" werden, wofür wiederum Noten bzw. musikalische Akzente durch streichende Bewegungen, Schläge und diverse weitere Gesten korrekt, sprich rechtzeitig erwischt werden wollen.

Timing ist beim Dirigieren nämlich alles, und gerade anfangs – bestes Beispiel: Franz Liszts "Ungarische Rhapsodie Nr. 2" – kommt man schnell ins Straucheln. Eine Übungsmöglichkeit wie bei "Guitar Hero" gibt es leider nicht. Sich einzelne Passagen eines Songs verlangsamt vorzunehmen, geht demnach nicht.

Mozart in der Karibik
Dafür können im Gegenzug, und das ist eine Besonderheit des Spiels, Songs in Echtzeit verändert, also geremixed werden. Wer die dafür nötige Aktion korrekt ausführt, kann an vorgesehenen Stellen eines Spiels entscheiden, welchen musikalischen Fortgang ein Stück nehmen soll, und so nach und nach etwa zu klassischen Klängen elektronische hinzufügen.

Das kann wie im Fall von Depeche Modes "Enjoy the Silence" sehr gut klingen, zuweilen wie bei Mozarts "Kleiner Nachtmusik" im karibischen "Nassau"-Mix mit Steel Drums jedoch auch etwas befremdlich. Interessant bleibt es aber allemal. Hin und wieder dürfen dem Song auch eigene Melodien hinzugefügt werden: Per Hand kann man dabei in Dauerschleife über eine Art virtuelle Klaviatur fahren, bis man mit dem Ergebnis zufrieden ist.

Mehr als eine simple Aneinanderreihung von Songs
Abseits der eigentlichen Songs darf man sich in diversen Umgebungen ebenfalls mittels Kinect auf die Suche nach neuen Stücken und anderen Extras machen. Was Jüngere erfreut, dürften Erwachsene, wenngleich liebevoll in Szene gesetzt, vermutlich als etwas langwierig und lähmend empfinden. Zugutehalten muss man den Entwicklern allerdings, dass "Fantasia Music Evolved" dadurch eben nicht eine bloße Aneinanderreihung von zu absolvierenden Songs ist.

Für Nachschub ist übrigens – zumindest vorerst – gesorgt. Zusätzlich zu den über 30 Songs plus dazugehörigen Remixes stehen diverse Song- bzw. Remix-Pakete kostenpflichtig zum Download bereit. Absolviert werden können sämtliche Stücke auf Wunsch übrigens auch zu zweit, wobei sich die Gamer abwechseln oder teilweise auch ergänzen, indem sie zu zweit Melodien erstellen.

Grafik gerät in den Hintergrund
Während "Fantasia Music Evolved" in akustischer Hinsicht durchaus zu begeistern weiß, fällt die Optik gegenüber dem grandiosen Soundtrack mit seinem Mix aus Klassik und Pop etwas zurück. Unansehnlich ist die gebotene Kost keineswegs, doch zumindest auf der Xbox One wäre sicher mehr möglich gewesen, etwa was die Detailliertheit der Charaktermodelle anbelangt. Zugutehalten muss man dem Spiel jedoch wie bereits bei "Guitar Hero" und Co, dass nun mal die Musik im Vordergrund steht.

Fazit: Wie schon in Disneys Animationsfilm "Fantasia" entführt auch das Videospiel "Fantasia Music Evolved" den Gamer in eine Welt der Klänge und Musik, die mitreißt, fasziniert und dank des abwechslungsreichen Soundtracks sowohl Freunde der E- als auch U-Musik begeistern dürfte. Das Dirigenten-Dasein ist allerdings alles andere als leicht. Insbesondere die klassischen Werke sind ob ihrer Komposition nur sehr schwer zu meistern, was aufgrund einer fehlenden Möglichkeit der Vertiefung bedeutet: üben, üben und nochmals üben, was vor allem für die Jüngeren jedoch schnell langweilig, wenn nicht gar frustrierend werden könnte. Hat man den Bogen aber erst mal raus, lässt "Fantasia Music Evolved" einen die Musik geradezu förmlich spüren und erleben – und das eine oder andere überschüssige Pfund Körpergewicht kann man so nebenbei vielleicht auch noch verlieren.

Plattform: Xbox One (getestet), Xbox 360
Publisher: Disney Interactive
krone.at-Wertung: 8/10

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