Schuldschein

Archäologen entdecken 453 Jahre altes Kerbholz

Wissenschaft
15.04.2011 12:08
Archäologen haben in Wittenberg im deutschen Bundesland Sachsen-Anhalt ein 453 Jahre altes Kerbholz entdeckt. "Das ist in Europa ein sehr seltener Fund", sagte der Archäologe Andreas Hille vom Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle. Das gut erhaltene Stück kam bei Ausgrabungen in der Wittenberger Innenstadt zutage.

Kerbhölzer wurden im Mittelalter, als die Menschen meist nicht schreiben konnten, als Schuldscheine genutzt. "Die Schuld wurde in Form von Kerben in den Stock geritzt. Danach wurde der Stock längs gespalten, wobei jeweils eine Hälfte der Schuldner und der Gläubiger bekam", sagte Hille.

Beim Vergleich der beiden Stücke am Zahltag war sofort zweifelsfrei erkenntlich, ob die beiden Hälften zusammengehörten. Bei dem nun entdeckten etwa 30 Zentimeter langen Stock sind 23 Kerben, die Jahreszahl 1558 sowie ein Name erkennbar.

Von dieser ursprünglichen Verwendung des Schuldenstockes leitet sich auch die bekannte Redewendung "Jemand hat etwas auf dem Kerbholz" ab. Sie bedeutet im eigentlichen Sinne "Schulden haben" und übertragen so viel wie "sich schuldig gemacht haben".

Bis ins 20. Jahrhundert verwendet
Das Kerbholz war in Europa ab dem 12. Jahrhundert gebräuchlich, da der Großteil der Bevölkerung weder lesen noch schreiben konnte. Der Ursprung des Zählstockes liegt allerdings noch im Dunkeln. Wissenschaftler glauben, dass bereits in der Bronzezeit Kerbhölzer verwendet wurden. Belegt sind diese Theorien allerdings nicht.

Doch nicht nur Geldschulden wurden mit Hilfe des Kerbholzes festgehalten, auch in der Landwirtschaft kam es zum Einsatz. In den Alpenländern wurden sogar bis ins 20. Jahrhundert Zählstöcke verwendet, in England war es bis ins 19. Jahrhundert üblich, Steuerquittungen in Form von Kerbhölzern auszustellen.

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