Helikopter-Absturz

Vierter und letzter Toter aus Tiroler Achensee geborgen

Tirol
01.04.2011 21:13
Im Tiroler Achensee ist am Freitag der vierte und letzte noch vermisste Insasse des abgestürzten Polizeihubschraubers geortet und wenig später geborgen worden. Es handelt sich um einen 43-jährigen Polizisten aus der Schweiz. Was den Absturz verursacht hat, ist noch nicht bekannt. In den nächsten Tagen sollen nun die Wrackteile des Helikopters gehoben werden, um die Unglücksursache zu ermitteln.

Der zuletzt geborgene Schweizer lag nach Angaben der Einsatzleitung unweit von Wrackteilen des Hubschraubers. Taucher befestigten am Abend Sicherheitsleinen, mit denen der Mann dann an die Oberfläche gezogen wurde.

Ebenfalls am Freitag wurde die Leiche des 41-jährigen Unglückspiloten obduziert. Dabei wurde kein Hinweis auf ein gesundheitliches Problem des Tirolers gefunden, wie die Einsatzleitung am Abend bekannt gab. Bei dem Obduktionsergebnis handle es sich um ein vorläufiges, betonte Landespolizeikommandant Helmut Tomac. Experten würden aber nach derzeitigem Stand ausschließen, dass ein medizinisches Problem Auslöser für das Unglück war. Durch die Wucht des Aufschlags seien alle vier Insassen sofort bewusstlos gewesen.

Bergung der Wrackteile beginnt
In den nächsten Tagen sollen nun die Wrackteile gehoben werden. Man werde dabei sehr vorsichtig vorgehen, um die Kanzel nicht weiter zu beschädigen, sagte der Chef der Bergefirma, Wolfgang Falch. Die Auswertung solle Erkenntnisse darüber bringen, warum der Helikopter überhaupt abgestürzt sei, und habe möglicherweise Auswirkungen auf den gesamten Hubschraubertyp. Am Samstag soll eine zusätzliche Kamera die Bergeteams unterstützen.

Die Einsatzkräfte hatten seit Donnerstag mit mehreren Schleppkameras stundenlang den See gescannt. Dabei wurde festgestellt, dass die Hubschrauberzelle nicht im Ganzen gesunken ist, sondern bei dem Unglück in mehrere größere Teile zerbrach. Die Überreste des Helikopters liegen verstreut in über 100 Metern Tiefe. Einerseits bedeutet das für die Bergung eine gewisse Erleichterung, weil man dadurch weniger schwere Teile heben muss, andererseits sind auch mehrere Einsätze notwendig.

Taucher können nur zehn Minuten am Wrack arbeiten
Schwierig wird die Bergung der Hubschrauberteile in jedem Fall. Bei einer Tiefe von mehr als 100 Metern können Taucher wegen der Taucherkrankheit maximal zehn Minuten am Wrack arbeiten. Nach dem Aufstieg, der wegen der Gasbildung im Körper mehr als zwei Stunden in Anspruch nimmt, müssten sie dann zwölf Stunden pausieren, erklärten Experten vor Ort. Außerdem gibt es in ganz Österreich nur vier Taucher, die in solche Tiefen absteigen können, berichtete Tomac. Deswegen wolle man den Seeboden vor einem Einsatz vorerst weiter genau mit Kameras analysieren.

Problematisch war, dass die Sichtweite in 100 Metern Tiefe gleich null ist und sich selbst mit Scheinwerfern auf zwei bis vier Meter beschränkt. Darüber hinaus ist die Strömung so stark, dass die Kamera immer wieder in einem Umkreis von 50 bis 70 Metern abgetrieben werden kann, erklärte Wolfgang Falch, Experte der Bergefirma. Aus diesem Grund, so rechnen die Einsatzkräfte, könnte es durchaus einen oder zwei Tage dauern, bis der Hubschrauber tatsächlich geborgen werden könne.

Augenzeugin schildert den Absturz
Ereignet hatte sich das Unglück am Mittwoch: Der Polizeihubschrauber vom Typ Eurocopter 135 mit den drei Tiroler Beamten und dem Schweizer Kollegen an Bord war am Mittwoch gegen neun Uhr in Innsbruck zu einem Grenzüberwachungsflug gestartet. Anwohnerin Angelika Maurer bekam den Absturz rund eine Stunde später auf dem Balkon ihres Hauses in Achenkirch hautnah mit: "Der Hubschrauber kam schon im Tiefflug und mit hoher Geschwindigkeit daher. Am Seeufer steht eine Baumgruppe. Diese hat er berührt, danach schlug er mit voller Wucht auf der Wasseroberfläche auf und sank in Sekunden." Vom Helikopter blieben nur noch einzelne Trümmer an der Wasseroberfläche übrig.

Erfahrener Pilot, neuwertige Maschine
Was zu dem Unglück geführt hat, ist noch unklar. Es herrschte bestes Flugwetter. "Kurz vor 10 Uhr ist der Funkkontakt zur Maschine abgebrochen", berichtet Oberst Rudolf Gollia vom Innenministerium. "Der Pilot hatte 2.500 Flugstunden, und die Maschine war neuwertig", rätselt der Chef der Flugpolizei, Werner Senn. Die Flugunfallkommission hat Ermittlungen aufgenommen.

Das BZÖ wies am Donnerstag auf eine im vergangenen Jahr an Innenministerin Maria Fekter gestellte parlamentarische Anfrage zum Thema Eurocopter hin. Demnach hätten bereits bei mehreren der Maschinen die Hauptgetriebe gewechselt werden müssen. Gollia räumte ein, dass dies bei mittlerweile vier der acht Hubschrauber der Fall gewesen sei. Der "Defekt" habe darin bestanden, dass sich winzige Metallspäne gelöst hätten, was vom System sofort angezeigt werde. Dies habe keine unmittelbaren Auswirkungen auf das Flugverhalten, trotzdem seien die betroffenen Getriebe sofort ausgetauscht worden.

Die 2007 angeschafften Eurocopter sind die Flaggschiffe der Flugpolizei, die an sieben Standorten in Österreich insgesamt 17 Hubschrauber betreibt, davon acht vom Typ EC 135. Die Fluggeräte aus deutsch-französischer Produktion sind teilweise mit modernsten Infrarot- und Video-Überwachungsgeräten ausgerüstet und können je nach Ausführung bis zu sieben Passagiere transportieren. Neben der Flugpolizei hat z.B. auch der ÖAMTC EC 135 als Rettungshubschrauber im Einsatz. Bei einem Absturz eines Hubschraubers von diesem Typ 2009 in der Steiermark starben zwei Menschen.

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