Alexander Moissi, damals der wohl berühmteste deutschsprachige Schauspieler, war der Erste, der 1920 vor dem Dom sterben musste. Es war der 22. August und Hugo von Hofmannsthals „Moralität“ „Jedermann“ wurde erstmals in der Regie von Max Reinhardt unter freiem Himmel auf dem Domplatz aufgeführt. Es war zugleich die Geburtsstunde der Salzburger Festspiele, die ein österreichisches Gegengewicht zum deutschen Wagner-Spektakel Bayreuth sein sollten – und die theatrale und musikalische Tradition der Stadt, die von den mittelalterlichen Mysterien- und Passionsspielen über die barocken höfischen Feste bis zur Etablierung bürgerlicher Theaterkulturen reichte, einzigartig wiederbeleben. Der Beginn einer einzigartigen Erfolgsgeschichte. Die Konstante darin, quasi der Urkern, ist bis heute der „Jedermann“. Er steht nach einer vierjährigen Pause ab dem dritten Jahr und der Weltkrieg-Unterbrechung, als Fixum jeden Sommer auf dem Programm.





Und wenn der jüngste Interpret dieser gefragten Rolle, Philipp Hochmair, der im letzten Sommer erstmals vor der prächtigen Dom-Fassade stand, dabei vom „Sommer meines Lebens“ schwärmt, muss man es ihm glauben. Die Frage, wer nun Jedermann und seine Buhlschaft spielen darf, hat geradezu staatstragende Dimensionen. Nur die Größten dürfen zur Salzburger Tischgesellschaft stoßen.
Die Liste der Jedermänner, seiner Buhlschaften seit 1920, liest sich wie das Who's who des deutschen Theaters. Moissi war einer der fleißigsten, doch auch Lieblinge wie Attila Hörbiger, Walther Reyer, Curd Jürgens, Maximilian Schell, Klaus Maria Brandauer, Helmuth Lohner, Tobias Moretti, Cornelius Obonya, Gert Voss und Peter Simonischek reihen sich unter den länger dienenden Jedermänner.
Die Buhlschaft wechselte öfters. Wobei hier ebenfalls immer bedeutende Darstellerinnen ausgewählt wurden. Manche waren auch ausdauernd. Ganz besonders die heute kaum mehr bekannte Dagny Servaes (1926-1937), später dann Christiane Hörbiger und Senta Berger. Stefan Musil
Darsteller des Jedermann seit 1920
Alexander Moissi 1920, 1921, 1926-1931
Paul Hartmann 1932-1934
Raul Lange 1932 (28.8.)
Attila Hörbiger 1935-1937, 1947-1951
Ewald Balser 1946
Will Quadflieg 1952-1959
Walther Reyer 1960-1968
Ernst Schröder 1969-1972
Curd Jürgens 1973-1977
Maximilian Schell 1978-1982
Klaus Maria Brandauer 1983-1989
Helmuth Lohner 1990-1994
Gert Voss 1995-1998
Ulrich Tukur 1999-2001
Peter Simonischek 2002-2009
Nicholas Ofczarek 2010-2012
Cornelius Obonya 2013-2016
Tobias Moretti 2017-2020
Philipp Hochmair 2018 (9., 11., 12., 14., 16.8.) eingesprungen für den erkrankten Tobias Moretti)
Lars Eidinger 2021, 2022
Michael Maertens 2023
Philipp Hochmair 2024, 2025