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18.09.2022

job messe austria

Best Agers auf dem Vormarsch

Haarfarbe hin oder her: 50 ist das neue 30. Viele Arbeitnehmer müssen aber erst erkennen, welches Potenzial in der Generation 50 plus steckt. Foto: dusanpetkovic1-stock.adobe.com

Durch den demografischen Wandel wächst die Generation 50 plus so stark wie keine andere Bevölkerungsbzw. Altersgruppe. Nicht nur deshalb ist sie enorm wichtig für den Arbeitsmarkt.

Man nennt sie Generation 50 plus, Best Agers, oder Silver Surfer - und auch wenn, manche von ihnen gleichzeitig bereits Oma und Opa gerufen werden, entsprechen sie nicht dem lange Zeit vorherrschenden Bild der „älteren Generation". Die Rede ist von Menschen ab 50, die mitten im Leben stehen - auch im Berufsleben. Angesichts der demografischen Entwicklungen und der damit zusammenhängenden Veränderung der Altersstrukturen im Land sind sie für die Wirtschaft nicht nur als Konsumenten relevant, sondern auch als Arbeitnehmer. Gerade in der derzeitigen Situation, die von Personalmangel und Fachkräftenotstand geprägt ist, kann es für viele Unternehmen fatal sein, die „goldene" Generation als potenzielle neue Mitarbeiter zu übersehen.

Foto: Seventyfour-stock.adobe.com

„Alter bedeutet Erfahrung und Expertise, besonders im Berufsleben. Gerade weil die Babyboomer-Generation zunehmend in Pension geht und dadurch der Fachkräftemangel verschärft wird, ist es umso wichtiger, die Generation 50 plus als großen Schatz für den Arbeitsmarkt zu pflegen. 

Zumindest sollte das eigentlich auf der Hand liegen", ist auch Ingrid Korosec, Präsidentin des Österreichischen Seniorenbundes überzeugt. „Oft ist jedoch das Gegenteil der Fall: Ältere Arbeitnehmer werden nicht als Stärke, sondern als Kostenfaktor gesehen, den es möglichst schnell gegen ,billigere' jüngere Arbeitnehmer auszutauschen gilt. Das ist nicht nur offene Altersdiskriminierung, sondern eine Verschwendung von Wissen, Erfahrung und Potenzial - und auf lange Sicht ein großer Schaden für Arbeitsmarkt und Wirtschaft."

Mehr Ältere am Arbeitsmarkt

Deshalb kämpft Korosec wie viele andere um einen Paradigmenwechsel. Das Ziel: Potenziale zu nutzen anstatt arbeitswillige Menschen in Arbeitslosigkeit oder Pension zu drängen. Auch die Statistik zeigt, dass hier ein Umdenken passieren muss, denn: Die Bevölkerung im Erwerbsalter zwischen 15 und 64 Jahren geht (außer in Wien) in den kommenden 30 Jahren um 4,8 Prozent zurück, während die am Arbeitsmarkt aktiven Personen immer älter werden.

Demografische Prognosen zeigen, dass in rund 30 Jahren 9,6 Millionen Menschen in Österreich leben werden. Dieser Bevölkerungsanstieg konzentriert sich mit plus 54,7 Prozent auf die Altersgruppe der Über-64-jährigen.

Einen deutlichen Anstieg des Arbeitskräfteangebots durch mehr ältere Frauen erwartet man sich durch das in Kürze steigende Pensionsantrittsalter. Foto: insta_photos - stock.adobe.com

All das geht aus einer Erhebung hervor, die das Arbeitsmarktservice im Februar des heurigen Jahres durchgeführt hat. „Insgesamt nur etwas weniger, aber vor allem viel mehr ältere Arbeitnehmer prägen den Arbeitsmarkt von morgen und das ist eine gute Nachricht. Denn neben der Zuwanderung wird vor allem die steigende Erwerbsbeteiligung der Älteren verhindern, dass unserer Wirtschaft und unserem Wohlstand die Arbeitskräfte ausgehen", so Johannes Kopf, Vorstandsmitglied des Arbeitsmarktservice Österreich. 

Einen deutlichen Anstieg des Arbeitskräfteangebots durch mehr ältere Frauen bringt zudem das in Kürze deutlich steigende Frauenpensionsalter: Ab dem Jahr 2024 wird diese von derzeit 60 schrittweise auf 65 Jahre erhöht, betroffen sind die Geburtsjahrgänge 1963 bis 1968. Kopf: „Allein durch diese Maßnahme werden ab 2024 jährlich rund 25.000 mehr Frauen am Arbeitsmarkt sein, umso mehr gilt es, auch wirklich lebensaltersgerechte Arbeitsplätze anzubieten."

Aufgrund des zu erwartenden Anstiegs der Erwerbsquoten von 19,2 auf 29,4 Prozent, steigt die Erwerbsbeteiligung der Frauen von 60 bis 64 Jahren bis 2050 um rund 50 Prozent (plus 30.000) an. Mit einer Erwerbsquote von 70,7 Prozent (derzeit 44 Prozent) werden ca. 57 Prozent (plus 77.000) mehr Männer dieser Altersgruppe am Arbeitsmarkt aktiv sein. Die Altersstruktur der Erwerbspersonen verändert sich damit zugunsten älterer Menschen: 2021 lag der Anteil der 55-Plus-Jährigen bei 17,8 Prozent, bis 2050 wird dieser Anteil auf 20,8 Prozent steigen.

TIPP

Das AMS rät älteren Menschen, die auf Jobsuche sind, den Arbeitsmarkt in ihrer Region zu analysieren, den Fokus auf Stellenangebote zu legen, die zu den eigenen Kenntnissen und Kompetenzen passen, und sich Unterstützung beim Schreiben von Bewerbungsunterlagen zu holen.


Beschäftigungsinitiative 50+

Seit 2018 stehen dem Arbeitsmarktservice im Rahmen der Beschäftigungsinitiative 50+" jährlich 165 Millionen Euro für die Integration älterer Arbeitnehmer in den Arbeitsmarkt zur Verfügung. Gefördert werden Arbeitnehmer, die mindestens 50 Jahre alt und länger als 90 Tage beim Arbeitsmarktservice vorgemerkt sind. 

In Wien gibt es über die ,,Joboffensive 50plus" einen Zuschuss zu Lohn- und Lohnnnebenkosten bei der Einstellung von Mitarbeitern in Wiener Unternehmen. Förderungswerber sind Unternehmen, die Mitarbeiter ab dem 50. Lebensjahr einstellen, die mit mehr als einem Jahr Nettoarbeitslosigkeit beim AMS Wien gemeldet sind (oder länger als drei Monate beim AMS als arbeitslos gemeldet und Bezieher der Wiener Mindestsicherung sind), und die über den Förder-Zeitraum hinaus weiter beschäftigt werden können.


Berechnungen auf Basis von Bevölkerungsprognosen zeigen, dass das Arbeitskräfteangebot ab dem Jahr 2024 bis 2033 jährlich um rund 25.000 Frauen ansteigt.Foto: NDABCREATIVITY - stock.adobe.com

Förderungen schaffen Win-Win-Situation

Die steigende Lebenserwartung dank moderner Medizin und geänderter Lebensumstände bringt mit sich, dass salopp formuliert - 50 heute das neue 30 ist und 70 das neue 50. 

Dementsprechend ist es schwer zu erklären, wieso sich die Jobsuche ab 50 um ein Vielfaches schwieriger gestaltet, als für Junge. Hier gilt es mit Vorurteilen (zu teuer, zu wenige IT-Kenntnisse, weniger belastbar, mehr gesundheitliche Herausforderungen) aufzuräumen, und die Vorteile älterer Arbeitnehmer zu erkennen: Die Kosten für die Einarbeitung sind oft deutlich niedriger als für Berufseinsteiger, Best Agers besitzen mehr Lebens- und Berufserfahrung, sind zuverlässiger, loyal und haben meist eine positive Arbeitseinstellung. Zudem ist die Familienplanung in diesem Alter für gewöhnlich abgeschlossen. 

Um Betriebe zu motivieren, älteren Arbeitnehmern eine Chance zu geben, gibt es zahlreiche Förderungen: Neben der ,,Beschäftigungsinitiative 50+" bietet etwa das AMS Unternehmen, die arbeitslose ältere Arbeitskräfte (50 plus) oder Personen, die schon länger arbeitslos waren, einstellen, einen Zuschuss zu den Lohn- und Lohnnebenkosten an. Das AMS unterstützt zudem die Altersgruppe 50 plus mit verschiedenen Angeboten und Maßnahmen, die auf eine Wiedereingliederung älterer Personen in den Arbeitsmarkt abzielen. Unter anderem gibt es die Kombilohnbeihilfe und die Eingliederungsbeihilfe in ganz Österreich. 

WEB

Infos zu Unterstützungsangeboten des AMS für Arbeitnehmer und -geber: www.ams.at