Das freie Wort

Wenn die Krokodile weinen

Der Diskurs über das aktuelle Standing, die Zukunftschancen bei Wahlen und personelle und inhaltliche Fragen sind in der SPÖ längst überfällig. Teile der Partei meinen, dass es so nicht mehr weitergeht. Ich zähle mich dazu. Die Krokodile weinen. Sie möchten Harmonie in der SPÖ. Aber ist Harmonie und Zurückhaltung wirklich noch angebracht? Sicher nicht. Wenn man der täglichen Bedrohung von Demokratie und Rechtsstaat in Österreich nicht kraftvoll Paroli bieten kann. Wenn sich die Lebensbedingungen der normalen Bevölkerung durch infantiles, korruptes, unfähiges und lebensfernes Personal der Koalition täglich verschlechtern. Wenn die brutale Sprache von Faschisten und Rassisten keinen kraftvollen Gegenwind auslöst und zum Alltag gehört, läuft ziemlich viel falsch. Ich frage mich, warum sich der mediale Enthusiasmus überproportional auf Dissonanzen in der SPÖ konzentriert. Warum die Grabesstille in anderen Parteien kein Thema ist. Warum schweigen die christlich-sozialen Bürgerlichen in den Reihen der ÖVP? Ist dieses Lager ausgestorben? Sind alle FPÖler mit dem Rassismus ihrer Partei einverstanden? Wenn nicht, warum schweigen sie? Wo sind Grüne mit Courage und Verstand? Offensichtlich möchte niemand seine Komfortzone verlassen. Offensichtlich will man es sich mit der politischen Macht nicht verscherzen. Man will seine Karriere nicht gefährden. Man will befreundeten Kreisen gefällig sein. Man ist dem Eigentümer verpflichtet. In den SPÖ-Problemzonen zu bohren ist hingegen auch für Feiglinge ungefährlich. Eine gefährliche Mutlosigkeit, die sich vom ORF bis zu den Medien spannt, die von der ÖVP kontrolliert werden. Ich halte begründete Kritik an einer Partei für ihr Immunsystem. Kritik ist auch für die SPÖ gesund. Nicht gesund ist es für das Land, wenn die Koalition einem Betrunkenen gleich durch die Gegend torkelt und die grünen Nachbarn und schwarzen Familienmitglieder schweigen. Befragt bitte auch die „Familienmitglieder“, ob es sich um „schwarze/grüne“ Schafe handelt oder ob die ganze „Familie“ so denkt. Fragt sie, ob sie die Hochzeit mit „Wüstlingen“ gut finden. Sucht nach den anständigen, kritischen Verwandten und kritisiert es, wenn es keine gibt.

Peter Humer, Thalheim bei Wels

Erschienen am Do, 16.3.2023

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