Im Vergleich zu manchen anderen Politikern, die Mühe haben, selbst einfachste Texte unfallfrei vom Blatt abzulesen, ist Herbert Kickl geradezu ein Sprachakrobat. Wie er in flammender Rede die Massen emotionalisiert, das nötigt, wenn auch nur insgeheim, sogar seinen Gegnern einen gewissen Respekt ab! Wie er mit Wörtern und Begriffen jongliert, wirkt geradezu zirkusreif. Aber auch er hat ein ideologisches Handicap, über das er regelmäßig stolpert: Es ist die tief in ihm sitzende Hemmung, gewisse historische Ereignisse beim richtigen Namen zu nennen, weil das seine Fans möglicherweise verstören könnte. Wie auf rohen Eiern balancierend, spricht er dann über die Nazizeit und deren schreckliche Auswirkung auf Staat und Gesellschaft. Schließlich gilt es ja, eine zumindest halbwegs sinnvoll klingende Parallele zwischen den Belastungen der Corona-Maßnahmen der Regierung und der braunen Vergangenheit herzustellen. Denn genau das ist ja das Narrativ bei vielen Anti-Corona-Demos: Man will uns einreden (und Kickl ist nun einmal ein wortgewaltiger Agitator), wir lebten heute wieder so wie zwischen 1933 und 1945! Gleichzeitig, und jetzt wird es wirklich kurios, muss der FPÖ-Vorsitzende aber viele der damaligen Ereignisse beschönigen, sonst würde er ja seine eigene ideologische Grundierung verraten! Aber wie kann er die volle Wucht seiner kühnen historischen Vergleiche verständlich vermitteln, wenn er dabei nur zögerlich an der Oberfläche kratzt? An diesem Problem muss er einfach scheitern; es wird zu einer Übung, die so nie gelingen wird.
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