Das freie Wort

In trockenen Tüchern

Natürlich sehnen wir uns nach guten Nachrichten, wie nach dem kühlen Nass im Sommer. Jetzt plötzlich scheint die Wahrscheinlichkeit, dass es einen Impfstoff geben kann, wesentlich größer als erwartet. Ja, bei den jüngsten Nachrichten aus dem Hause BioNtech/Pfizer könnte es sich tatsächlich um gute Neuigkeiten handeln. Man kann und darf im Moment vorsichtig optimistisch sein. Für unangebrachte Euphorie und um die Korken knallen zu lassen, ist es aber noch viel zu früh. Dafür fehlen noch ein paar entscheidende Details und mehrere Etappen, die noch sehr viele Monate abseits einer Alltags-Normalität für uns bereithalten. Der Vertrag zwischen der EU und dem Pharmaunternehmen ist in trockenen Tüchern. Erste Zwischenergebnisse der Phase III scheinen vielversprechend – bereits an mehr als 43.000 Menschen getestet; mehr als 90 Prozent Wirksamkeit. Bisher sind keine schwerwiegenden Nebenwirkungen aufgetreten. So weit, so gut. Schon bald soll die Zulassung in den USA beantragt werden. Unmittelbar darauf auch in Europa. Wenn dann dieser Impfstoff tatsächlich grünes Licht bekommt, liegen nicht nur logistische Herausforderungen bezüglich Tranchen, Lagerung, Lieferung und Ort der Verabreichung vor uns. Wir wissen noch immer nicht, ob, wie, und wie lange dieser Covid-Impfstoff wirkt. Also ob er tatsächlich schützt oder den Krankheitsverlauf abmildert. Eine gewisse Skepsis muss auch bezüglich der Nebenwirkungen an den Tag gelegt werden. Tatsache ist, dass es noch keine Langzeiterfahrungen gibt. Und bis alle, die geimpft werden wollen, eine Impfung bekommen, dauert es realistisch betrachtet mindestens bis Ende 2021. Und das auch nur dann, wenn dieser Impfstoff im ersten Quartal 2021 zugelassen wird. Hoffnung und Zuversicht können wir uns erlauben. Party und anderer ungesunder Leichtsinn sind eine ganz schlechte Idee. Aktuell haben wir mehr als genug gravierende Probleme mit Corona am Hals, die eine immens schmerzhafte Triage leider immer wahrscheinlicher werden lassen. Ein Impfstoff im Laufe des nächsten Jahres bringt uns gar nichts, wenn wir die rasant eskalierenden Entwicklungen der Gegenwart nicht in den Griff kriegen. Also alles der Reihe nach!

Chistian Stafflinger, Linz

Erschienen am Fr, 13.11.2020

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