Das freie Wort

Die libanesische Tragödie

Der Libanon – einst Wiege der phönizischen Kultur, von der alle nachfolgenden Kulturen bis heute profitieren – liegt nach der furchtbaren Explosionskatastrophe von Beirut darnieder und wird ohne massiver Hilfe von außen kaum mehr wiederbelebt werden können. Ein Staat, dessen Gesellschaft sich aus vielen sehr armen und wenigen superreichen Bewohnern zusammensetzt, und welcher seit Jahrzehnten wegen primär religiöser Zersplitterung vollkommen gelähmt keinerlei Politik zum Wohle des eigenen Volkes zusammenbringt, kann nach diesem jüngsten Schlag nur durch einen vollkommenen politischen Neustart positive Zukunftsperspektiven entwickeln. Keinerlei religiöser Proporz, keine parasitäre Oberschicht, die alle wichtigen Machtpositionen eisern hält und verteidigt, und kein Eigenleben der schiitischen Hisbollah-Bewegung, welche in den vergangenen Jahren de facto in Teilen des Libanons einen eigenen Staat mit eigener Armee errichtet hat, wären notwendige Grundvoraussetzungen für einen solchen Neubeginn. Die kommenden Monate werden wohl viele unzufriedene, notleidende Menschen für Demonstrationen auf die zerstörten Straßen Beiruts treiben und darüber entscheiden, ob das Land endgültig in einem nicht mehr sanierbaren Dauerchaos versinkt, oder aber ob sich eine starke, politisch einigende Bewegung bildet, welche endlich Voraussetzungen schafft, die das nachhaltige Wohlergehen aller Gesellschaftsschichten zum Ziel hat.

Martin Krämer, per E-Mail

Erschienen am Fr, 7.8.2020

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