Am Anfang, als die ersten Anlandungen von Migranten in Lampedusa durch die Weltpresse gingen, gab es einen gesamteuropäischen Konsens, dass diejenigen, die sich auf eine derartig gefährliche Reise über das Meer eingelassen und ihren Schleppern viel Geld gezahlt hatten, selbstverständlich in Europa verbleiben durften und sich ein Land ihrer Wahl aussuchen konnten. Sie waren damals nahezu Helden, die es geschafft hatten. Am Anfang waren es vielleicht ein paar hundert im Monat. Aus den paar hundert wurden rasch Zehn- und Hunderttausende, die ebenfalls von ihren zurückgebliebenen Familien auf Boote geschickt wurden, um ihr Glück in Europa zu suchen und regelmäßig Geld nach Hause zu senden. Nach ein paar tausend Ertrunkenen tauchten dann die NGOs vor der libyschen Küste auf und nahmen den Schleppern die Arbeit ab. Denn es galt die Regel, dass alle im offenen Meer Geretteten bzw. keine drei Kilometer vor der Küste Aufgefischten weiterhin sofort nach Europa gebracht würden – mit nahezu 100-prozentiger Garantie. Ein Bombengeschäft, das eine unglaubliche Sogwirkung entwickelte, aber auch eine stetig steigende Anzahl von Ertrunkenen produzierte. Mittlerweile reicht dieses Migrations-„Seetaximodell“ den meisten europäischen Staaten, und sie versuchen nahezu alles, um den Zustrom zu stoppen. Sehr bald werden alle Bootsmigranten nach ihrer „Rettung“ in die afrikanischen Ausgangshäfen zurückgebracht werden, und der bisher bestens laufende „Seetaxidienst“ wird als Bombengeschäft für alle daran Beteiligten ein Ende finden. Trotzdem bedeutet dies kein Ende des europäischen Engagements in der Migrationskrise. Erst recht wird man in Zukunft in jenen Staaten massiv helfen müssen, aus denen die Mehrzahl der Migranten kommt. Und zwar so, dass sie dann gar keinen Grund mehr sehen, ihr Land zu verlassen.
Martin Krämer, Bad Vöslau
Erschienen am Fr, 27.7.2018
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