Seit 1. Oktober bringen in Vorarlberg und Niederösterreich Polizeibeamte mit speziellen Fähigkeiten ihre Expertise ins Spiel. Ihr Ziel: Gesuchte Menschen auf der Straße und bei Veranstaltungen wiederzuerkennen. Das Modell mit internationalen Vorbildern geht bis Ende Februar in eine Probephase.
Ein Polizist sichert den Eingangsbereich zu einem Großkonzert ab. Tausende Menschen ziehen an ihm vorbei. Ob unter den Tausenden aber vielleicht auch ein gesuchter Krimineller ist, weiß er im Normalfall nicht. Geht es nach der Polizei, soll sich das ab sofort ändern. Wie etwa in Berlin, München oder im Schweizer St. Gallen schon üblich, werden nun sogenannte Super Recognizer eingesetzt. Jene haben eine überdurchschnittliche Fähigkeit, Gesichter – ob von Kriminellen oder Vermissten – wiederzuerkennen.
Nur ein bis drei Prozent der Menschen haben Begabung
Es ist eine Fähigkeit, die nur ein bis drei Prozent der Bevölkerung besitzen, erklärt Franz Ruf, Generaldirektor für öffentliche Sicherheit, gegenüber der „Krone“. Auf das neue Projekt ist er stolz. 883 Beamte aus Niederösterreich und 401 aus Vorarlberg meldeten sich freiwillig, um an Testungen teilzunehmen, 903 Polizistinnen und Polizisten aus allen Bereichen hätten die Testungen schon zum Großteil absolviert, so Bundeskriminalamts-Direktor Andreas Holzer.
Wir haben 33.000 Polizeibedienstete in ganz Österreich. Wenn ein bis drei Prozent jene herausragende Fähigkeit besitzen, wäre großes Potenzial da.
Andreas Holzer, Bundeskriminalamts-Direktor
Bild: Birbaumer Christof
Elf Vorarlberger, 19 Niederösterreich ab sofort im Dienst
Übrig blieben 30 „Super Recognizer“. Ohne, dass sie wussten, es zu können, werden sie künftig neben ihrem regulären Dienst Fahndungsfotos sichten, auch bei Konzerten, Fußballspielen und Demos eingesetzt werden können sowie in öffentlichen Verkehrsmitteln und an Bahnhöfen. Auch auf Social Media können die Beamten angesetzt werden. Die elf Vorarlberger und 19 Niederösterreicher sollen immer dann Alarm schlagen, wenn sie ein Gesicht wiedererkennen.
Schweizer Ergebnisse sind beeindruckend
Die internationalen Vorbilder stimmen die Polizei, die nun bis Ende Februar einen Probebetrieb durchführt, positiv. Ein Jahr Probebetrieb in St. Gallen führte immerhin zu mehr als 300 Ermittlungsansätzen, 60 davon führten zu Geständnissen der Verdächtigen. Man gelte jedoch nicht automatisch als schuldig, wenn ein „Super Recognizer“ eine Person erkenne, gibt Franz Ruf Entwarnung. Werde ein Gesicht erkannt, werde auch weiterhin ganz normal polizeilich ermittelt.
Die Letztverantwortung liegt immer beim Menschen und bei den Ermittlern. Die Fähigkeit kann jedoch großflächig und in vielen Bereichen als Unterstützung eingesetzt werden.
Franz Ruf, Generaldirektor für öffentliche Sicherheit
Bild: LPD OÖ/Michael Dietrich
Polizei gibt kein zusätzliches Budget dafür aus
Dennoch könnte der Schritt der Polizei enorm bei Fahndungseinsätzen, Observierungen oder auch bei illegalen Aufenthalten helfen. Die menschliche Komponente sei sehr wertvoll – und gleichzeitig kostenlos. Das Testverfahren – entwickelt und durchgeführt von Professor Meike Ramon – wurde der Polizei kostenlos angeboten. Und da die Beamten sowieso schon in ihren Direktionen tätig sind, müsse auch kein zusätzliches Geld ausgegeben werden. Was man sich erhoffe? Dass, so Andreas Holzer, das neue Anwendungsgebiet ab Ende Februar auf ganz Österreich ausgerollt werden kann.
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