Südamerika-Krise

Chavez kündigt Sanktionen gegen Kolumbien an

Ausland
06.03.2008 21:09
Nach dem kolumbianischen Angriff auf Rebellenstellungen in Ecuador hat sich die Stimmung in der Region weiter aufgeheizt: Die venezolanischen Streitkräfte haben mittlerweile fast 9.000 zusätzliche Soldaten an der Grenze zu Kolumbien aufmarschieren lassen. Venezuelas Präsident Hugo Chavez kündigte außerdem Wirtschaftssanktionen gegen das Nachbarland an. Der Handel werde eingeschränkt, Venezuela wolle keine kolumbianischen Investitionen mehr, erklärte Chavez am Mittwoch. Unterdessen haben FARC-Rebellen vier seit eineinhalb Monaten verschleppte Touristen wieder freigelassen.

Den Schlag gegen die linksgerichtete kolumbianische FARC-Guerilla (Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens) auf dem Gebiet Ecuadors am vorigen Samstag nannte Chavez ein Kriegsverbrechen. Gemeinsam mit dem ecuadorianischen Amtskollegen Rafael Correa forderte er bei einem Besuch in Ecuador eine explizite Verurteilung des Angriffs durch die internationale Gemeinschaft. Der Angriff gegen die FARC, bei dem Rebellenführer Raul Reyes und 22 weitere Rebellen getötet wurden, hat schwere diplomatische Spannungen in der Region ausgelöst.

Nicaragua bricht diplomatische Beziehungen ab
Nicaragua hat am Donnerstag seine diplomatischen Beziehungen zu Kolumbien abgebrochen. Dies teilte Präsident Daniel Ortega in Managua mit. Damit reagierte er auf einen Angriff der kolumbianischen Armee auf ein Lager der FARC-Rebellen in Ecuador, der bereits Ecuador und Venezuela zum Abbruch ihrer diplomatischen Beziehungen zu Kolumbien veranlasst hatte.

Rückendeckung für Kolumbien von den USA
Die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) verurteilte den Angriff. In einer von Venezuela und Ecuador eingebrachten und am Mittwoch in Washington verabschiedeten Resolution hieß es, der Schlag sei eine Verletzung der Souveränität Ecuadors. Als einzige OAS-Nation versicherten die USA Kolumbien ihre rückhaltlose Unterstützung. Kolumbien beklagt, dass Ecuador und Venezuela kolumbianischen Rebellen Unterschlupf gewähren.

Sarkozy fordert Freilassung Betancourts
Der französische Präsident Nicolas Sarkozy forderte die FARC unterdessen dazu auf, die vor sechs Jahren entführte Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt freizulassen. Mit dieser Aktion könne die FARC ein Zeichen setzen, dass sie keine Terrororganisation sei, erklärte Sarkozy in einer am Mittwoch im kolumbianischen Fernsehsender RCN ausgestrahlten Ansprache.

Betancourt, die sowohl die kolumbianische als auch die französische Staatsbürgerschaft besitzt, wurde im Jahr 2002 verschleppt. Sarkozy erklärte, ihre Freilassung sei ihm selbst eine persönliche Verpflichtung und eine nationale Angelegenheit für Frankreich.

Sarkozy bot zudem seine Vermittlung in dem Konflikt zwischen Kolumbien und den anderen Staaten der Region an. Er werde bald Brasilien besuchen und sei dann auch bereit, nach Kolumbien und Venezuela zu reisen, um die Spannungen zu mildern.

Luftangriffe auf Lager der Rebellen
Die kolumbianische Luftwaffe hatte am Samstag ein Rebellen-Lager in Ecuador mit Streubomben angegriffen. Dabei waren nach ecuadorianischen Angaben neben Reyes, der Nummer Zwei der marxistischen Rebellengruppe, auch 22 weitere Rebellen getötet worden. Nach der Bombardierung waren kolumbianische Bodentruppen nach Ecuador eingedrungen, um Reyes' Leiche nach Kolumbien zu bringen.

FARC-Rebellen lassen verschleppte Touristen frei
Unterdessen haben FARC-Rebellen vier im Nordwesten Kolumbiens verschleppte Touristen nach eineinhalb Monaten wieder freigelassen. Die Rebellen übergaben die Geiseln Vertretern des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz in der Provinz Choco. Zwei weitere Geiseln, die mit den vier Touristen zusammen entführt wurden, bleiben weiter in Haft. Die Gruppe einheimischer Studenten war im Jänner in einer beliebten Touristenregion an der Pazifikküste während eines Ausflugs verschleppt worden.

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