Nach der Liquidation einer Baufirma kämpft Michael Eder aus Thalheim bei Wels (Oberösterreich) schon seit Jahren um sein Recht. Doch es ist kompliziert, denn die Firma hatte die Schäden zwar anerkannt, aber keine entsprechenden Rücklagen gebildet ...
Die Annahme, dass bei einem Hausbau alles glattläuft, wäre wohl naiv. Doch der Fall von Michael Eder (50), Masseur in Thalheim bei Wels, ist schon sehr speziell. 2012 entschloss er sich, mit seiner damaligen Frau den Traum von einem gemeinsamen Haus zu erfüllen. Leider stand das Projekt von Anfang an unter keinem guten Stern.
Erster Mangel schon zum Start
„Bereits während der Bauphase hatten wir den ersten Wasserschaden. Der Bauträger erkannte den Mangel an, weil das Wasser im Sickerschacht nicht versickerte. Man errichtete ein Provisorium, bestehend aus einer Überlaufrinne in den Kanal und einer Pumpe im Sickerschacht, angeschlossen an einen Baustromkasten auf Gemeindegrund“, erzählt Eder. Dieses Provisorium gibt es bis heute.
Keine Rücklagen gebildet
Als er 2022 erneut einen Wasserschaden bemerkte, forderte Eder eine Sanierung. Das wurde allerdings abgelehnt, weil die Firma (sie war Tochtergesellschaft eines großen Unternehmens), die das Haus errichtet hatte, schon 2017 liquidiert und 2020 aufgelöst wurde. „Das wurde mir aber damals nicht mitgeteilt, deshalb konnte ich meinen Anspruch nicht geltend machen“, so Eder.
Weil seine Forderungen nirgendwo verbucht worden waren, schaut Eder jetzt durch die Finger. „Eigentlich hätten Rücklagen für meinen Schaden gebildet werden müssen. Damit wäre auch eine Liquidation nicht möglich gewesen. Dann hätte die Firma in Insolvenz gehen müssen und meine Ansprüche wären automatisch berücksichtigt worden“, so der 50-Jährige.
Eder musste Gericht einschalten
Sämtliche Versuche, mit jenem Unternehmen, das die Firma damals liquidiert hatte, eine Lösung zu finden, scheiterten. Also zog Michael Eder vor Gericht. „Das Erstgericht hatte aber bereits festgestellt, dass meine Forderung von keinem einzigen Gläubigerschutzgesetz geschützt werden kann, weil meine Forderung am Papier nicht existiert“, ist der Thalheimer frustriert.
Enormer Schaden
Deshalb brachte Eder auch eine Privatklage gegen die damalige Geschäftsführerin der Baufirma ein – die einzige Chance für ihn. Mittlerweile belastet ihn der Baumangel sowohl finanziell als auch gesundheitlich. „Mir ist ein Schaden von mindestens 50.000 entstanden, wahrscheinlich sind es sogar mehr“, so Eder.
Es gibt ja im privaten Fernsehen schon seit Jahren eine durchaus erfolgreiche Sendung, die sich mit Pfusch am Bau beschäftigt. Und dennoch ist man immer wieder irritiert, was so alles Menschen passiert, die sich den – mittlerweile finanziell gar nicht mehr so günstigen – Traum vom Eigenheim erfüllen wollen.
Dass es dann aber auch noch große und erfolgreiche Unternehmen gibt, die wegen ein paar tausend Euro auf einem Justamentstandpunkt beharren und eine Einzelperson in der Existenz bedrohen und vor Gericht bekämpfen, macht immer wieder fassungslos. Kein Wunder, dass man sich dann alleingelassen fühlt.
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