Entführung & Mord

Ex-Präsident Fujimori weist alle Vorwürfe von sich

Ausland
10.12.2007 20:56
Sieben Jahre nach seiner Flucht aus Peru musste sich Ex-Präsident Alberto Fujimori am Montag wegen mehrfachen Mordes und der Entführung in zwei Fällen verantworten. Die Anklage bezieht sich auf den Einsatz einer Todesschwadron der Armee gegen Regierungsgegner.

Fujimori hat sämtliche Vorwürfe schwerer Menschenrechtsverletzungen und Korruption vor Gericht von sich gewiesen. Der 69-jährige Ex-Präsident bezeichnete sich am Montag in Lima als "unschuldig". "Ich akzeptiere die Vorwürfe der Anklage nicht", sagte er am ersten Prozesstag.

Den von strengen Sicherheitsvorkehrungen begleiteten Verhandlungsbeginn am internationalen Tag der Menschenrechte verfolgten neben zahlreichen Journalisten auch Fujimoris Tochter Keiko, Vertreter von Nichtregierungsorganisationen sowie Opferangehörige. Fujimori regierte Peru zwischen 1990 und 2000.

Er habe das Land 1990 in einem desolaten Zustand, kurz vor dem Zusammenbruch übernommen, sagte Fujimori. Seine Regierung habe die Menschenrechte von 25 Millionen Peruanern "ausnahmslos" geachtet. Grausamkeiten seien nicht auf seine Weisung hin begangen worden und er verurteile sie, sagte der Ex-Staatschef, der lächelnd in einem schwarzen Anzug im Gerichtssaal erschien und sich während der Verhandlung eifrig Notizen machte. Das Auftreten des Angeklagten veranlasste den Richter César San Martin dazu, Fujimori zur Ordnung zu rufen.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 69-jährigen Ex-Präsidenten vor, dass das von ihm im Kampf gegen die maoistische Guerillaorganisation Leuchtender Pfad (Sendero Luminoso) eingesetzte Sonderkommando Colina Anfang der 90er Jahre insgesamt 25 Zivilisten tötete - 15 Gäste einer Privatparty 1991 in Lima sowie neun Studenten und einen Professor der Universität La Cantuta im Jahr 1992. Der frühere Staatschef ist außerdem wegen der Entführung eines Journalisten und eines Unternehmers durch seinen gefürchteten Geheimdienst angeklagt.

Dem Ex-Präsidenten drohen bis zu 30 Jahre Haft
Fujimori drohen bei einer Verurteilung bis zu 30 Jahre Haft und eine Geldstrafe in Höhe von umgerechnet 22,5 Millionen Euro. Es ist das erste Mal in der Geschichte des Andenlandes, dass ein ehemaliges Staatsoberhaupt wegen Straftaten während seiner Amtszeit vor Gericht steht. Rund ein Dutzend Demonstranten bekundeten mit Spruchbändern ihre Solidarität mit Fujimori.

Insgesamt stehen Fujimori sechs unterschiedliche Prozesse wegen Menschenrechtsverletzungen und Korruption bevor. Die Verfahren finden in einer Polizeikaserne in Lima statt. Dort sitzt der Ex-Präsident in Haft, nachdem ihn das Nachbarland Chile Ende September auslieferte. Die Verteidigung rechnet damit, dass sich das nun begonnene Verfahren neun Monate bis zwei Jahre hinziehen wird. Im Juli 2008 wird Fujimori 70 Jahre alt. Mit Erreichen dieser Altersgrenze könnte ihm Haftverschonung gewährt werden.

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