Die Forscher um Susannah Thorpe von der Universität Birmingham hatten ein Jahr lang Orang Utans (Bild) auf der Insel Sumatra (Indonesien) beobachtet. Die Affen verbringen ihr ganzes Leben auf Bäumen. Sie seien deshalb ein gutes Beispiel dafür, wie die Vorfahren von Mensch und Menschenaffe vor mehreren Millionen Jahre gelebt haben könnten, schreiben die Forscher. Die Analyse von 3.000 aufgezeichneten Bewegungen der Orang Utans ergab, dass die Affen auf sehr dünnen Zweigen auf zwei Beinen laufen und sich mit den Händen an darüber hängenden Zweigen festhalten - oder mit den Armen ihr Gewicht ausbalancieren. An mittleren Zweigen ließen sie sich dagegen öfter hängen, sehr dicke Äste wurden im Vierfüßler-Gang gemeistert.
Nach der bisher populären Savannen-Hypothese verließen die Vorfahren der Schimpansen, Gorillas und Menschen während einer Trockenperiode die teils schwindenden Regenwälder und wechselten zu einem Leben am Boden. In der Folge entwickelte sich nach und nach der affentypische Gang auf den Handknöcheln und schließlich bei den Vorfahren des Menschen die Fortbewegung auf zwei Beinen. Dieses Merkmal war für Wissenschaftler deshalb lange Zeit ein Schlüssel- Kriterium, zwischen Fossilien früher Menschen (Hominiden) und denen von Menschenaffen zu unterscheiden.
Der nun entwickelten Theorie nach waren die gemeinsamen Vorfahren dagegen bereits in den Baumwipfeln auf zwei Beinen unterwegs, da sie so besser an weiter außen an sehr dünnen Zweigen hängende Früchte gelangen konnten. Auf das Schwinden der Wälder hätten die Vorfahren des Menschen mit dem "Umzug" auf den Boden reagiert - wo sie den aufrechten Gang weiter entwickelten und perfektionierten, so die Hypothese der Forscher. Die Vorfahren von Schimpanse und Gorilla hätten dagegen den Vierfüßler-Gang auf den Handknöcheln entwickelt, um in den ausgedünnten Wäldern rasch von einem Baum zum nächsten gelangen zu können.
"Wenn wir richtig liegen, kann man nicht mehr auf den zweibeinigen Gang zurückgreifen, um zu entscheiden, ob es sich um den Vorfahren eines Menschen oder eines Menschenaffen handelt", erklärt Co-Autor Robin Crompton von der Universität Liverpool. Unterstützt wird die Theorie den Forschern zufolge durch die Tatsache, dass einige Hominidenfunde aus Gegenden stammen, die zu Lebzeiten menschlicher Vorfahren bewaldet waren. Dies gelte zum Beispiel für Lucy, ein 1974 Äthiopien entdecktes Skelett sowie für den 2000 im westlichen Kenia entdeckten "Millennium Man".
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