Die Mediziner um Hermann Goossens vom Klinikum der Universität Antwerpen hatten 148 gesunden Probanden die Antibiotika Clarithromycin oder Azithromycin verabreicht. Beide Mittel gehören zu den so genannten Makroliden, die erst in den 90er Jahren entwickelt wurden und damit eine relativ neue Klasse von Antibiotika sind. Die Clarithromycin-Probanden erhielten sieben Tage lang zwei Mal täglich ein halbes Gramm der Substanz, die Azithromycin-Testpersonen drei Tage lang täglich ein halbes Gramm. Weiteren 76 Männern und Frauen wurde zur Kontrolle ein wirkungsloses Scheinpräparat (Placebo) verabreicht.
Vor, direkt nach Ende und 180 Tage nach der Behandlung entnahmen die Forscher den Probanden Rachenabstriche und untersuchten eine bestimmte Bakteriengruppe der Mundflora, die Streptokokken. Beide Antibiotika erhöhten die Zahl resistenter Bakterien binnen weniger Tage etwa um die Hälfte.
Verbreitetes Arzneimittel
Makrolide mindern das Wachstum von Bakterien, indem sie das Enzym Translokase und damit die Produktion neuer Proteine in den Keimen hemmen. Sie werden bei fast allen bakteriellen Infektionen der Atemwege, bei bestimmten Geschlechtskrankheiten und bei Hautinfektionen eingesetzt. Die Mittel sind sehr gut verträglich.
Allerdings bilden sich gegen Makrolide schnell Resistenzen, weil sie nur ein einziges Enzym, eben die Translokase, angreifen. Verändert sich dessen Struktur, wirken die Präparate unter Umständen nicht mehr. Deshalb gibt es gegen diese junge Gruppe von Antibiotika bereits etliche Resistenzen. Das schon deutlich länger eingesetzte Penicillin dagegen greift beispielsweise an sechs verschiedenen Proteinen an.
Einmal entstandene Resistenzen sind gefährlich, weil sie mit der Erbsubstanz zwischen verschiedenen Bakterienarten weitergereicht werden können. Sind also beispielsweise Bakterien der normalen Mundflora unempfindlich gegen ein bestimmtes Antibiotikum, können sie diese Immunität auf einen gefährlichen Erreger übertragen - die Infektion lässt sich dann unter Umständen sehr schlecht therapieren. Solche Fälle gibt es vor allem in Krankenhäusern, wo die resistenten Mikroben über Handtücher oder Oberflächen von einem Patienten zum nächsten übertragen werden.
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