Jürgen Kriechbaum:

“Ohne Berührung ist Training kaum möglich”

Sport
04.12.2017 14:55

Nach drei Wochen in Nordamerika kehrten Österreichs Ski-Damen wieder in die Heimat zurück. Mit drei Podest-Plätzen in fünf Rennen fiel die Bilanz auch recht erfreulich aus. Was die rot-weiß-rote Truppe auf ihrer Reise wie ein Schatten begleitet hat, war aber die Missbrauchs-Debatte in Österreich. Cheftrainer Jürgen Kriechbaum brach im Interview mit der "Kronen Zeitung" eine Lanze für seinen Betreuer-Stab.

"Krone": Hat euch die Missbrauchs-Debatte auch in den Wochen in Übersee beschäftigt?
Jürgen Kriechbaum: Ja, natürlich. Aber wir waren dort, um Rennen zu fahren, um Erfolg zu haben. Als Zweckgemeinschaft. Doch es gibt zwischen Betreuern und Fahrerinnen ein offenes Gesprächsklima. Es ist wichtig, dass man Probleme ansprechen kann. Die Missbrauchs-Diskussion ebenso wie Stürze oder die Kommunikation. Wir pflegen einen geradlinigen Umgang, nur der ist zweckmäßig.

Das heißt, die Missbrauchs-Problematik wurde mit den Mädels besprochen?
Klar, es gibt ja zwischen Läuferinnen und Trainern auch buchstäblich Berührungspunkte. Es ist kaum möglich, ein Konditionstraining durchzuführen, ohne dass es zu Berührungen kommt. Es braucht Sicherstellungen beim Hantel-Training, bei Maximalkraft-Übungen. Da muss man sichern. Auch beim technischen Training kann es schon sein, dass man jemanden angreifen muss. Ganz ohne Berührung ist unser Training kaum möglich.

Im Damenteam sind männliche Betreuer in der Überzahl. Ein Problem?
Unter Umständen. Aber wir haben einen internen Kontroll-Mechanismus. Nicht unbedingt wegen sexueller Belästigung, aber es gibt ja auch andere Probleme, etwa Überforderung im Training. Und da gibt es unsere Physiotherapeutinnen, die in jeder Mannschaft dabei sind. Das sind Vertrauenspersonen und ein wesentliches Bindeglied zwischen Sportlerinnen und Trainern. Sollte es gewisse Probleme geben, die sich die Athletinnen nicht anzusprechen trauen, sind sie eine entscheidende Anlaufstelle.

Gibt es einen Verhaltens-Kodex für die  Trainer?
Man versucht, untereinander einen sachlich-objektiven Umgang zu haben. Nur so kann man sich weiterentwickeln. Wenn man sich das als Ziel setzt, ist man auf der richtigen Seite.

Ist es durch die Missbrauchs-Debatte schwieriger, Trainer für Damen zu sein?
Wenn man in so eine Ecke gedrängt wird, muss man die Rolle des Trainers schon überdenken. Aber vielleicht tut uns das ja sogar gut -  auch den Sportlerinnen.

Georg Fraisl, Kronen Zeitung

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(Bild: KMM)



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