Nachbarn erschossen

Stiwoll: Doppelmörder seit einem Monat auf Flucht

Österreich
29.11.2017 06:13

Seit mittlerweile einem Monat fehlt nach dem Doppelmord im steirischen Stiwoll jede Spur von dem mutmaßlichen Todesschützen Friedrich F. Der 66-Jährige hatte am 29. Oktober zwei seiner Nachbarn mit einem Kleinkalibergewehr erschossen und eine weitere Anrainerin schwer verletzt. Fieberhaft suchte eine Vielzahl an Einsatzkräften nach dem Flüchtigen - doch bislang erfolglos. Noch immer wird der dringend Tatverdächtige in den Wäldern rund um Stiwoll vermutet.

Mit einem Großaufgebot von mehreren Hundert Polizeibeamten, Hubschraubern, Suchhunden sowie mit Unterstützung des EKO Cobra und drei gepanzerten Fahrzeugen war zunächst intensiv nach dem Mann gefahndet worden. Eine Woche nach der Tat wurde die "Soko Friedrich" eingerichtet, mehr als 200 Hinweise aus der Bevölkerung wurden abgearbeitet.

Doch mittlerweile dürften auch die Hinweise weniger geworden sein. "Wenn ein Hinweis eingeht, gehen wir dem selbstverständlich nach", sagte ein Soko-Sprecher am Dienstag. Damit dürften auch vereinzelte Hubschrauberflüge über Stiwoll und Umgebung in den vergangenen Tagen zusammenhängen. Zuletzt waren am 20. November mehrere Suchhunde um den Ort im Einsatz gewesen.

Zwei Tote, eine Schwerverletzte
Der 66-Jährige hatte am Vormittag des 29. Oktober mit einem Kleinkalibergewehr auf seine Nachbarn geschossen, die sich zu einer Aussprache wegen eines Grundstücksstreits nahe dem Gehöft des Imkers und Tierfilmers versammelt hatten. Eine 55-jährige Frau und ein 64-jähriger Mann wurden von mehreren Projektilen tödlich getroffen. Eine 68-jährige Frau wurde bei der Flucht vor den Schüssen am Oberarm getroffen und überlebte schwer verletzt. Der Schütze flüchtete in seinem Auto, der weiße Kleinbus wurde einen Tag später in einem Wald in Södingberg, wenige Kilometer vom Tatort entfernt, entdeckt.

Laut Gutachten nicht zurechnungsfähig, aber auch nicht gefährlich
Der Mann war mit Behörden, Gerichten und Nachbarn jahrelang im Streit gelegen. Die Staatsanwaltschaften in Graz und Leoben gaben bekannt, dass gegen ihn Anzeigen unter anderem wegen gefährlicher Drohung und nationalsozialistischer Wiederbetätigung vorlagen. Einem Gutachten zufolge war der Mann jedoch nicht zurechnungsfähig. Da er aber auch als nicht gefährlich eingestuft wurde, war er nicht in eine Anstalt eingewiesen worden.

Die Wälder um Stiwoll wurden mehrmals von Hunderten Polizisten in schwerer Ausrüstung mit Helm, Schutzweste und mit Sturmgewehren bewaffnet durchkämmt, weit mehr als 100 Objekte sowie das nahe Freilichtmuseum Stübing durchsucht. Auch ein altes Bergwerk und Höhlen in dem steilen und unzugänglichen Waldgebiet wurden in Augenschein genommen. Sowohl in Ober- als auch in Niederösterreich langten Anfang November Zeugenaussagen bei der Polizei ein, dass der Flüchtige dort gesehen worden sei. Das stellte sich jedoch als nicht zutreffend heraus.

"Täter fühlte sich als Opfer"
Der Fallanalytiker des Bundeskriminalamtes, Werner Schlojer, und Generalmajor Bernhard Treibenreif, Direktor der Spezialeinheiten, vermuteten Mitte November, dass die Tat nicht von langer Hand vorbereitet worden sei.

Schlojer ging von einer "tiefen Kränkung" als Auslöser der Bluttat aus: "Der mutmaßliche Täter fühlt sich als Opfer." Einen möglichen Suizid des Täters, der als sehr versiert im Überleben zu jeder Jahreszeit im Freien gilt, schloss die Polizei bisher aus.

Ein Beamter wurde zudem bei der Suche nach dem 66-Jährigen schwer verletzt: Der Hundeführer war am vierten Tag nach den Todesschüssen bei der Suche in einem Heustadel durch eine Holzluke gebrochen. Technisch hat sich die Polizei Verstärkung beim Bundesheer geholt: Spezialfahrzeuge vom Typ Iveco "Husar" mit starken Tageslicht- sowie Wärmebildkameras wurden eingesetzt.

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