Flüchtlinge

Salzburger Arzt hilft vor Ort im Nordirak

Salzburg
06.05.2017 15:44

Dr. Bekas Darwesch kam vor 30 Jahren aus Syrien zu uns. Er ist Kurde und studierte hier Medizin. Jetzt betreut er in seiner Freizeit viele Flüchtlinge.

Während viele Menschen ihren Urlaub zur Erholung nutzen, fährt der Salzburger Herzchirurg Dr. Bekas Darwesch jede nur verfügbare freie Zeit in den Irak: Darwesch ist Kurde, kam vor 30 Jahren nach Österreich, studierte hier und arbeitet als Mediziner in der Rehab-Klinik in Großgmain. Er spricht fließend kurdisch und arabisch und hat so besten Zugang in den vielen Flüchtlingslagern, zu Ämtern und Spitälern vor Ort.

Im April war der Mediziner bereits zum sechsten Mal im Krisengebiet um Mossul unterwegs: Sowohl 50 Kilometer nördlich der umkämpften Stadt (in der 500.000-Einwohnerstadt Dohuk) als auch östlich von Mossul, im nur 50 Kilometer entfernten Erbil: "Dank der großzügigen Unterstützung durch die Austrian Airlines konnte ich 250 Kilo an Medikamenten mitnehmen", so Dr. Bekas Darwesch. Sein Credo: "Hilfe vor Ort ist weit effektiver. Denn niemand will seine Heimat verlassen, darum kümmern sich kurdisch-österreichische Ärzte auch vor Ort um die Sanitäter-Ausbildung, den Medikamenten-Nachschub und dringend nötige Operationen."

Bekas Darwesch rechnet vor: "Um das Geld, das in Österreich für zwei Flüchtlinge im Jahr ausgegeben wir, also etwa 60.000 Euro, können wir im Nordirak ein Flüchtlingslager mit 10.000 Menschen ein Jahr lang medizinisch betreuen." Diesen Umstand hat er auch an Außenminister Sebastian Kurz geschrieben, bis dato aber keine Antwort bekommen: "Das Interesse an der Hilfe vor Ort ist bescheiden."

Die rund zwei Millionen Kurden im Nordirak sind ein vergessenes Volk, berichtet der Salzburger Arzt: "Viele von ihnen haben im Iran einst gegen Khomeini gekämpft und sind deshalb bis in den Irak geflüchtet."

Dringende Herzoperation
Die Lage im Nordirak ist, die Kämpfe bei Mossul ausgenommen, so sicher wie in Istanbul, berichtet der Mediziner von seiner jüngsten Reise. "Man kommt ununterbrochen an Flüchtlingszelten vorbei. Doch in den Lagern, etwa in Koye mit 3000 Menschen, war seit sechs Monaten kein Arzt mehr da, es gibt praktisch keine Medikamente." Dr. Bekas Darwesch hat hunderte Kinder und Erwachsene untersucht: "Besonders schlimm sind die Fälle von Kindern, die ohne Herzoperation vielleicht noch ein, zwei Jahre zu leben haben." Darum sucht er auch Mitstreiter, am besten Herzchirurgen, die bereit sind, mit in den Nordirak zu fliegen und dort unter teils schwierigen Bedingungen zu operieren.

Insulin, Blutdruckmedikamente und Mittel gegen chronische Erkrankungen werden dringend benötigt. Das nächste Ziel von Dr. Bekas Darwesch ist es aber, in Salzburg eine Mini-Konferenz zur Flüchtlingshilfe vor Ort auf die Beine zu stellen. Und das Netzwerk kurdisch-österreichischer Ärzte für Hilfe im Irak zu nutzen.

Wolfgang Weber, Kronen Zeitung

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