50. Jahrestag
Gedenkfeiern in Ungarn im Schatten von Protesten
Anschließend legten die in- und ausländischen Vertreter einzeln Blumen am Denkmal der 1956er nieder, wie Medien berichteten. Dann zogen die Festgäste in das Gebäude zu einer feierlichen Sitzung ein.
Der Kossuth-Platz war zuvor weiträumig abgesperrt worden. In einer Nebenstraße drängte die mit Helmen, Schildern und Schlagstöcken ausgerüstete Polizei die Fahnen schwenkenden und Parolen skandierenden Demonstranten zwei Häuserblocks weiter. In einer anderen Gasse nahe beim Parlament standen rund 100 Protestierende und riefen Slogans gegen Regierungschef Ferenc Gyurcsany wie "Gyurcsany, verschwinde!" oder "Landesverräter!" Auch Pfeifchöre und Trommeln waren zu hören. Hinter der Absperrung standen hier rund 30 Polizisten einsatzbereit.
Proteste gegen Regierungschef Gyurcsany
In der Nacht zuvor hatte die Polizei den Kossuth-Platz von den Demonstranten geräumt, die dort bereits seit 36 Tagen ausgeharrt hatten. Am Montag in der Früh standen die Zelte der Demonstranten auf der Grasfläche vor dem Parlament verwaist. Am Freitag war von einigen Anführern der Demonstranten vereinbart worden, dass die Demonstration auch während des Festaktes auf dem Kossuth-Platz weiter stattfinden könnte.
Die Protestveranstaltungen gegen die sozial-liberale Regierung hatten Mitte September begonnen, als eine interne Rede von Premier Gyurcsany vor sozialistischen Fraktionskollegen bekannt geworden war, wo er "Lügen" über die Situation des Landes zugegeben hatte.
Blutiges Ende des Ungarn-Aufstandes
Am 23. Oktober 1956 war in Ungarn aus ursprünglich friedlichen Studentendemonstrationen ein Aufstand gegen das seit 1948/49 herrschende stalinistische Regime geworden. Die Stalin-Statue in Budapest wurde gestürzt, eine Regierung unter dem Reformkommunisten Imre Nagy übernahm das Amt.
Nach wenigen Tagen wurde die Revolution von sowjetischen Truppen niedergeschlagen. Zehntausende Menschen wurden eingesperrt oder interniert, zahlreiche hingerichtet, darunter auch Ministerpräsident Nagy. 200.000 Menschen flohen ins Ausland, 180.000 davon nach Österreich.
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