Krise in Venezuela
Zuckerknappheit: Coca Cola stellt Produktion ein
Die Ölmacht Venezuela steht vor dem Abgrund. Aufgrund eines Devisenmangels wegen des Ölpreisverfalls kann das Land kaum noch Lebensmittel und Medikamente einführen. Die Versorgung mit Lebensmitteln und sogar Elektrizität wird stark rationiert, immer wieder kommt es zu Plünderungen. Nach dem Produktionsstopp für Bier wegen Gerstenmangels ist nun auch der Coca-Cola-Konzern betroffen: Da sich die Zuckervorräte dem Ende zuneigen, müssen die Venezolaner bald auf ihren beliebten Softdrink verzichten.
"Zuckerhersteller in Venezuela haben uns informiert, dass sie die Herstellung wegen des Mangels an Rohstoffen zeitweise stoppen müssen", teilte Coca-Cola-Sprecherin Kerry Tressler am Dienstag mit. Man sei mit Zulieferern und Regierungsbehörden im Gespräch, "um die notwendigen Maßnahmen zur Lösung der Situation zu ergreifen". Auch andere zuckerhaltige Getränke sind betroffen.
Maduro lässt Produktionsanlagen bewachen
In dem Land mit den größten Ölreserven der Welt ist das braune Limonadengetränk sehr beliebt und war zuletzt oft einfacher zu bekommen als Wasser, das auch zum Mangelprodukt wird. Zuvor hatte der größte Bierhersteller, das Unternehmen Polar, die Bierproduktion eingestellt. Mangels Devisen konnte kein Gerstenmalz mehr aus dem Ausland bezahlt und eingeführt werden.
Wie das Portal "El Nacional" berichtete, bewachen Arbeiter von Polar, das 80 Prozent des Bieres in Venezuela produziert und der größte private Lebensmittelkonzern ist, die vier Produktionsstätten, weil sie eine Besetzung befürchten.
Ausnahmezustand und Militärübungen
Seit rund zwei Wochen herrscht in Venezuela ein von Präsident Nicolas Maduro verhängter Ausnahmezustand, der erst vor Kurzem auch vom Obersten Gerichtshof gebilligt wurde. Der Ausnahmezustand bedeutet unter anderem, dass Soldaten die öffentliche Ordnung durchsetzen können und befugt sind, Lebensmittel zu verteilen oder zu verkaufen. Das entsprechende Dekret ermöglicht zudem die Enteignung von Betrieben.
Maduro warnte vor einer Invasion ausländischer Mächte. Vor diesem Hintergrund fand am Wochenende eine Militärübung mit 520.000 Soldaten und Freiwilligen statt. Oppositionsführer Henrique Capriles, der bei der Präsidentenwahl 2013 knapp gegen Maduro verloren hatte, sagte mit Blick darauf: "Der Krieg, den man in Venezuela erklären muss, ist der gegen den Hunger."
Opposition will Maduro absetzen
Der Konflikt zwischen sozialistischer Regierung und Opposition spitzt sich immer mehr zu. Das erklärte Ziel der Opposition ist die Absetzung Maduros mittels Referendum. Trotz der rund 1,8 Millionen Unterschriften für die Beantragung einer landesweiten Petition stemmt sich die Regierung in Caracas gegen die Einleitung einer Volksabstimmung. Proteste werden laufend von der Polizei niedergeschlagen. Die Situation könnte demnächst eskalieren, manche Beobachter befürchten sogar bürgerkriegsähnliche Szenarien.
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