Ruth Maria Wallner

Die Ziegen-Retterin züchtet bedrohte Rassen

Tierecke
04.04.2016 10:46

Vom Ministerium in Wien pendelt Ruth Maria Wallner immer zu ihren Vierbeinern nach Rauris. Ihnen hat sie ein Buch gewidmet. "Ziegen wie wir" heißt das Werk der promovierten Zoologin, die am Wochenende in Rauris zuhause ist: Hoch oben am Fröstlberg, hinter Wörth, am Peterlhof.

Immer schon hat sie sich interessiert für Kräuter, Pflanzen und Tierrassen, die vom Aussterben bedroht sind. Das mit den Ziegen, sagt sie "sei ihr einfach passiert": Jahrelang forscht die Zoologin über seltene Ziegenarten, sie fährt ins Mostviertel: "Die ersten Lebewesen, die ich dort gesehen habe, waren zwei Pfauenziegen. Seltene Tiere, die einst im ganzen Alpenraum verbreitet waren." Sie kauft die Ziegenart überall, baut eine reinrassige Herde auf. Und über die "Arche Austria", die sich um bedrohte Arten kümmert, kommt sie 1997 erstmals nach Rauris.

"Ziegen sind zärtlich und neugierig"
"Da habe ich dann meinen Mann kennen gelernt", erzählt sie: "Hans war ja der Retter der Tauernschecken-Ziege." Und so kam es, dass heute im Stall des Peterlbauern 20 Pfauenziegen und 20 Tauernschecken-Ziegen stehen. "Denn eine Ziege", so Ruth Maria Wallner, "ist keine Ziege": "Sie sind Herdentiere, wahrhaft kapriziös, anspruchsvoll, aber sehr robust, stets ein bisschen reserviert. Sie folgen nicht wie ein Hund, nur wenn sie es wollen. Und sie sind zärtlich und neugierig. Wie ein aufgewecktes Kind, das man an der Hand nimmt, suchen sie immer nach Alternativen und versuchen auszubüxen."

"Wollte zeigen, wie wichtig diese Tiere sind"
Ihr im Berger-Verlag erschienenes Buch soll kein Ratgeber sein, wie es davon schon viele gibt: "Ich wollte das Wesen der Ziege herausarbeiten und auch für Nicht-Landwirte zeigen, wie wichtig die Tiere sind." Die "Steirer-Goaßln", wie Salzburger Bauern die Pfauen-Ziege auch nennen, waren vor der Industrialisierung der Landwirtschaft für die Bergbauern enorm wichtig: "Sie haben die Almen geschwendet, oberhalb der Waldgrenze Sträucher kurz gehalten und eine Verbuschung verhindert." Und zum Pinzgauer Käse kam außer der Magermilch der Kühe die fette Ziegen-Vollmilch dazu.

"Die Ziegen haben eine Zukunft"
"Ziegen lassen einen nicht gleichgültig", sagt die Zoologin: "Man hasst oder man liebt sie." Seit Österreich dem Abkommen zur Erhaltung der biologischen Artenvielfalt beigetreten ist, gibt es auch Förderungen, um alte Tierrassen zu retten. "Die Ziegen haben eine Zukunft", sagt sie: "Viele Bauern halten sie wieder. " So wie Ruth Maria Wallner, jetzt auch Nebenerwerbsbäuerin.

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