Die Gier regiert

Pharma-Chef ist der meistgehasste Mann im Internet

Ausland
24.09.2015 12:27
Er löste innerhalb weniger Stunden US-Zahnarzt Walter Palmer, den Löwen-Killer, als meistgehassten Mann im Internet ab: Martin Shkreli gilt als Verkörperung des gierigen Managers. Grund: Der 32-jährige Amerikaner kaufte mit seinem Unternehmen Turing die Rechte an Daraprim, einem Medikament, das zur Behandlung von HIV-Patienten eingesetzt wird. Über Nacht verteuerte sich dann der Preis von 13,50 Dollar (12 Euro) auf 750 Dollar (670 Euro) - ein Anstieg um 5555 Prozent! Es folgte ein Shitstorm gegen den ehemaligen Hedgefonds-Manager, der jetzt zurückrudert.

Das Ex-Wunderkind, das schon mit zwölf Jahren Aktien kaufte und Börsenkurse studierte, verteidigte nach der Übernahme die Preiserhöhung auch noch im Interview auf Bloomberg TV: "Daraprim ist mit 750 Dollar immer noch günstiger als vergleichbare Produkte, wir finanzieren mit dem höheren Preis auch die Forschung."

Doch das nützte nichts: Es setzte ein Sturm der Entrüstung auf allen Social-Media-Kanälen ein. Shkreli selbst legte auf Twitter noch nach: Er beschimpfte einen Journalisten, der den Grund für den Preisanstieg wissen wollte, als "Idioten", kritische Tweets beantwortete er mit einem Stinkefinger-Zitat aus einem Lied von US-Rapper Eminem.

Seine Preispolitik rief - in den USA ist Vorwahlkampf-Zeit - auch Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton auf den Plan: Sie will im Falle eines Wahlsieges rezeptpflichtige Medikamente für chronisch Kranke bei 250 Dollar (225 Euro) deckeln. Shkreli zog sich aber auch den Zorn der eigenen Kollegen zu: Brent Saunders, CEO des Pharmaherstellers Allergan, sagte in einem Interview, es sei niemals gut, wenn "irgendwer in deiner Branche etwas Rücksichtsloses tut".

Herstellungskosten: 1 Dollar!
Was Shkreli in den Interviews nicht erwähnte: Daraprim, das den Wirkstoff Pyrimethamin enthält, ist keineswegs ein neues Medikament. Es wurde bereits 1953 durch die US-Arzneimittelbehörde FDA zugelassen. Die Firma hatte also keine Entwicklungskosten, mit denen die enorme Preissteigerung zu rechtfertigen wären. In der Herstellung kostet eine Tablette Shkreli weniger als einen Dollar.

Der Shitstorm zeigte aber jetzt doch Wirkung: Shkreli teilte via NBC News mit, der Preis des Mittels werde im Laufe der folgenden Wochen wieder gesenkt: "Ich halte es angesichts der Wut, die die Leute verspürt haben, für sinnvoll, den Preis zu senken", sagte er. Von einer Entschuldigung kann aber nicht die Rede sein: "Es wurden Fehler dabei begangen, den Menschen verständlich zu machen, warum wir diese Entscheidung getroffen hatten."

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