Donadoni folgt Lippi

Donadoni neuer Trainer von Weltmeister Italien

Sport
13.07.2006 21:21
Der ehemalige AC Milan-Spieler Roberto Donadoni ist der neue Teamchef der italienischen Fußball-Nationalelf. Donadoni folgt auf Marcello Lippi, der die "Squadra Azzura" bei der WM in Deutschland zum vierten Titel geführt und am Mittwoch seinen Rücktritt erklärt hatte.

"Meine Aufgabe ist erfüllt", hatte der 58-jährige Marcello Lippi am Mittwoch in Rom erklärt. Wie Jürgen Klinsmann ließ sich auch der Vater der italienischen Fußball-Renaissance nicht mehr zu einer Vertragsverlängerung überreden. Vom Fußball-Skandal und dem zuweilen hysterischen Medienrummel in Italien angewidert, sagte Lippi "Addio".

Donadoni ist in der italienischen Trainerszene ein relatives Leichtgewicht. Anders als seine Vorgänger Lippi und Giovanni Trapattoni hat sich der 42-Jährige nicht mit großen Erfolgen für eines der begehrtesten Ämter im italienischen Fußball empfohlen. Donadoni trainierte bisher nur Provinzklubs. Ein achter Tabellenplatz mit Livorno Calcio 2005 war dabei größter Erfolg.

5 Tore in 63 Länderspielen
Als Spieler dagegen gehörte Donadoni zu den großen Stars: Mit Milan gewann der Rechtsaußen zwischen 1986 und 1996 fünf Meistertitel und drei Mal die Champions League. Im Trikot der "Azzurri" wurde er 1994 in den USA Vize-Weltmeister. Er bestritt insgesamt 63 Länderspiele und schoss fünf Tore. Zum Abschluss seiner Spielerkarriere bummelte der mittlerweile leicht ergraute Lockenkopf durch die Welt und spielte in New York sowie in den Arabischen Emiraten, bevor ihn Fabio Capello als Betreuer zum AC Milan zurückholte.

Streit mit Ex-Club-Präsident
Als Trainer gab Donadoni sein Debüt beim Serie C-Club in Lecco, mit dem er 2002 Tabellen-Neunter wurde. Danach trainierte er Livorno Calcio in der zweiten Liga. Sein Gastspiel beim FC Genua war wenig glücklich, nach drei Niederlagen in Folge wurde er 2004 gefeuert. 2005 kehrte er nach Livorno zurück, wo er nach einem Zerwürfnis mit Club-Präsident Aldo Spinelli in diesem Frühjahr das Handtuch warf.

Mit Donadoni setzt Italiens Fußballverband (FIGC) erstmals auf einen relativ unerfahrenen Coach. FIGC-Präsident Guido Rossi wird den aus Bergamo stammenden Trainer am Dienstag in Rom präsentieren.

Lippi dankte Fußballern und Team

Dieser Erfolg "werde für immer in der Geschichte des italienischen Fußball und in den Herzen aller Tifosi bleiben", sagte Lippi, der gewiefte Taktiker. Der Toskaner dankte seinen "außergewöhnlichen Fußballern und dem erstklassigen Betreuerteam". Der WM-Triumph mit dem 5:3-Sieg im Elfmeterschießen gegen Frankreich sei für ihn das "größte Erlebnis" seiner Karriere gewesen. "Ich danke dem Fußballverband, der mir immer Vertrauen geschenkt hat", sagte der weißhaarige Coach.

"Wenn Du jetzt gehst, bringe ich Dich um"
Italiens Weltmeistertrainer von 1982, Enzo Bearzot, hatte bis zuletzt versucht, Lippi umzustimmen: "Ich hoffe, er überlegt es sich noch." Mittelfeldspieler Gennaro Gattuso hatte Lippi bei der Siegerehrung im Berliner Olympiastadion sogar gedroht: "Wenn Du jetzt gehst, bringe ich Dich um." Spieler, Verband, Fans und Medien flehten im Chor: "Lippi, bitte bleib!"

Lippi gönnt sich drei Monate Urlaub
Aber konsequent wie er Italien allen Widrigkeiten zum Trotz in den schwierigsten Stunden des größten Fußball-Skandals aller Zeiten zum WM-Sieg führte, so unbeirrt vollzog Lippi nun seinen längst geplanten Rückzug. Drei Monate will er nun Ausspannen und endlich mit seinem Segelboot in See stechen. Gerüchte über einen Wechsel zu Manchester United dementierte Lippi.

Lippi empfindet "Glücksgefühle wie noch nie"
In Deutschland wurde der Dirigent des italienischen Star-Ensembles zum eigentlichen Superstar der "Squadra Azzurra". Mit jedem Sieg verstummten die Kritiker immer mehr, die Lippi wegen der Verwicklung seines Sohnes Davide in den Fußball-Skandal kurz vor der WM an den Rand eines Rücktritts getrieben hatten. Fünf Mal war Lippi zuvor mit Juventus Turin Meister und einmal Champions-League-Sieger geworden, "aber eine Weltmeisterschaft ist etwas viel Größeres", gab der Mann mit dem goldenen Händchen zu. "Ich empfinde Glücksgefühle wie noch nie", gestand der im Vergleich zu seinem Vorgänger Giovanni Trapattoni eher kühl und emotionslos wirkende Lippi.

Revoluzzer der Trainerzunft
Nach der EM-Pleite in Portugal hatte der "Paul Newman" der Trainerzunft die "Azzurri" übernommen und ihnen neben ihren traditionellen Defensiv-Qualitäten das Stürmen beigebracht. Als Lippi Deutschland mit vier Stürmern in der Verlängerung mit 2:0 im Halbfinale besiegte, wurde er als "Revolutionär" des italienischen Fußballs gefeiert. Nach 25 Spielen ohne Niederlage trat Lippi" nun ab. Italien sagt: "Arrivederci Lippi"!

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(Bild: KMM)



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